Die Kanzlerin hat ihre Flüchtlingspolitik inzwischen
vollkommen revidiert, ohne dies auch nur mit einem Wort zuzugeben. Sie
macht es einfach und gibt Sätze von sich, die jeden PC-Tugendbold auf
die Palme jagen würden, wenn Frauke Petry sie sagen würde, z.B., die Herkunft eines Täters dürfe zwar nicht instrumentalisiert, müsse aber „klar benannt“ werden. Oder: „Wir brauchen eine nationale Kraftanstrengung zur Rückführung (der Schutzsuchenden), die abgelehnt wurden.“
Wow! Nationale Kraftanstrenung! Erst sollten wir alle „ein
freundliches Gesicht“ zeigen, jetzt sollen wir alle mit anpacken, um die
abgelehnten Schutzsuchenden „auszuschaffen“, wie man diesen Vorgang in
der reaktionären Schweiz nennt. Noch vor etwas mehr als einem Jahr
wollte uns die Bundesregierung einreden, es
gebe keine Hinweise darauf, „dass die Terrororganisation ‚Islamischer
Staat‘ (IS) als Flüchtlinge getarnte Kämpfer nach Deutschland
einschleust“. Heute lesen wir auf WO, Deutschland
drohe „mit Alleingang bei Grenzkontrollen“; die Regierung wolle die
Maßnahmen, auch gegen den Willen der EU-Kommission, über den kommenden
Februar hinaus verlängern, am liebsten bis nach den Bundestagswahlen.
Kein Wort mehr davon, dass wir uns nicht abschotten dürfen oder dass
man die Grenzen nicht kontrollieren könne, weil sie so lang und so
unübersichtlich sind. Nicht einmal ein Wörtchen. Bereits Ende Oktober,
lesen wir, habe der BND gewarnt, „dass die Terrormiliz Islamischer Staat
(IS) seine Kämpfer trainiere, damit sie bei Grenzkontrollen oder
Asylbefragungen nicht auffallen“. Das alles hat man vor einem Jahr nicht
nur nicht gewusst, man konnte es sich nicht einmal vorstellen.
Und nebenbei erfahren wir, dem Kollegen Bewarder sei Dank, dass
„weiterhin etwa 17.500 neue Asylsuchende pro Monat allein in der
Bundesrepublik“ ankommen, obwohl doch die Balkanroute gegen den Willen
der deutschen Regierung dichtgemacht wurde. Das sind übers Jahr 210.000
Asyl- bzw. Schutzsuchende, also ziemlich genau die Menge, mit der Anfang
2015 gerechnet wurde, bevor alle Prognosen von der Wirklichkeit
überrollt wurden. 210.000 - das ist die Einwohnerzahl von Erfurt, Mainz
oder Oberhausen.
Die Bundesregierung hatte und hat die Lage fest im Griff. Und falls
doch noch etwas Unerwartetes eintreten sollte, wird sie das Volk
aufrufen, sich für eine weitere „nationale Kraftanstrengung“ bereit zu
halten. HMB
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