Das große Aufatmen von Wien über Brüssel bis Berlin nach dem Ausgang
der österreichischen Präsidentenwahl wird schon wegen des
gleichzeitigen Debakels des italienischen Regierungschefs nicht lange
anhalten.
Denn, wie an dieser Stelle schon vergangene Woche
festgestellt: Die Entscheidung an der Donau kommt an Tragweite nicht
entfernt heran an die Schockwelle, die von Rom ausgeht.
Die
Reaktionen der Etablierten schwanken denn auch zwischen Sturheit und
Wirklichkeitsverleugnung. So wurde der Sieg des Grünen Alexander Van der
Bellen zur Absage an die „Rechtspopulisten“ mit gleichsam
internationaler Ausstrahlung hochgejubelt. Derweil kanzelte Luxemburgs
Außenminister Jean Asselborn die krachende Niederlage des italienischen
Premiers Matteo Renzi beim Verfassungsreferendum zur
„innenpolitischen Auseinandersetzung“ ohne Wirkung auf Europa ab. So
kann nur einer reden, der sich in eine Parallelwelt verabschiedet hat.
[Früher nannte man so jemanden einen Idioten]
Im
Siegestaumel von Wien wird überdies ausgeblendet, dass der Triumph nur
noch unter Aufbietung sämtlicher Kräfte zu erzielen war, welche den
etablierten Eliten zur Verfügung standen. Fast alles, was Rang und Namen
hatte in der Alpenrepublik, zog gegen den FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer
zu Felde, sei es aus Kultur und Medien, aus Politik und großen
Unternehmen. Dazu leisteten mächtige Verbündete aus dem Ausland massiven
propagandistischen Flankenschutz.
Am Ende reichte es dennoch
wieder nur für einen denkbar knappen Sieg. Einen Sieg für einen
Kandidaten, der für ein verbissenes Festhalten an den Dogmen jenes
Establishments steht, in dem sich grünlinke Ideologen und eine
abgehobene Zeitgeist-Schickeria mit beträchtlichen Teilen des
Großkapitals verbunden haben, während sich das Volk immer stärker
abwendet.
Der Starrsinn jenes Establishments ist im Begriff, die
Europäische Union zu zerrütten, am Ende gar zu zerstören. Italien zeigt
dies überdeutlich: Das einst so EU-begeisterte Volk ist gefangen in den
glühenden Eisen einer Einheitswährung, die viel zu hart ist für seine
Wirtschaftskultur, weshalb die Konjunktur seit Jahren stagniert.
Hoffnungslosigkeit hat vor allem die Jugend erfasst. Hinzu kam die
Asylpolitik, in der sich die Italiener von den „Willkommens-Europäern“
weiter nördlich im Stich gelassen fühlen − und der Ärger über den
Brüsseler Zentralismus.
Beflügelt fühlen sich nun Parteien wie die
„Fünf Sterne“ (laut Umfragen derzeit stärkste Partei mit rund 30
Prozent) oder die Lega Nord, die sich betont Euro-kritisch geben.
Die
Entscheidung der Italiener hat die EU und erst recht den Euro einen
Schritt näher an den Kollaps geführt. Doch es hat nicht den Anschein,
dass die Eliten daraus selbstkritische Schlüsse ziehen. Hans Heckel
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