Nach den Toten auf dem Berliner Weihnachtsmarkt wird die
Verantwortung hin und her geschoben. Sicherlich ist der Innensenator von
Berlin zu fragen, warum es so gar keine Sicherungsmaßnahmen gab und
keine bewaffnete Polizei, die schnell hätte eingreifen können. Wie
konnte der Täter entkommen?
Die Berliner Polizei ist blamiert und ihr Chef ist der Innensenator.
Auch in Nordrhein-Westfalen pfuscht der dortige Innenminister Jäger; man
kennt sein Rangieren und Taktieren seit den Vorfällen in der
Silvesternacht, in der ungezählte Frauen sexuell attackiert wurden –
ohne Konsequenzen für die Täter und den Innenminister. Er hat den Kölner
Polizeichef gefeuert – ein klassisches Bauernopfer.
Aber auch die Innenminister von Berlin und NRW sind nicht die
letztlich Verantwortlichen. Es stellt sich die Frage nach der Königin.
Denn ganz offensichtlich sind die Täter in Köln, Freiburg und Berlin
mit dem großen Strom von pauschal Flüchtlinge genannten Migranten
eingereist, den erst Merkel mit ihrer Politik der Grenzöffnung
ermöglicht hat. Monatelang hat sie so getan, als sei der Schutz der
Außengrenzen völlig unmöglich. Es mag schwierig sein, nicht perfekt, es
mögen Schlupflöcher offenbleiben. Merkel hat es nicht einmal versucht
und sich politisch oft genug dazu bekannt, es nicht einmal versucht zu
haben. Zu den Massen an Migranten sagte sie: „Jetzt sind sie halt da.“
Denkt sie nun, der Terror, jetzt ist er halt da?
Niemand Verständiger behauptet, dass Flüchtlinge und andere Migranten
per se kriminell seien. Nein, das sind sie nicht. Aber die Schlingel
und Schufte, die in Europa und Nordafrika unterwegs sind, haben ihre
Chance genutzt – und eben auch die Attentäter. Der vermutliche Täter von
Freiburg wurde in Griechenland zu 10 Jahren Gefängnisstrafe verurteilt,
weil er eine Frau eine Klippe hinabstiess. Er hat eine Amnestie
benutzt, um nach Deutschland zu gelangen – unkontrolliert, denn
Kontrolle ist nicht möglich, sagt die Kanzlerin.
Der vermutliche Mörder von Berlin wurde wegen Brandstiftung in Italien verurteilt; er gelangte ohne Kontrolle nach Deutschland.
Den harten Kern der Frauenschänder in Köln, Düsseldorf, Hamburg und
anderen Städten bilden Nordafrikaner. Die allermeisten haben keinerlei
Anspruch auf Asyl. Sie sind nach Deutschland gekommen, weil der Staat
keine Kontrolle mehr hat, wer kommt, wie viele, wo sie bei uns sind und
was sie tun.
Der vermutliche Täter von Berlin konnte nicht abgeschoben werden. Der
Grund liegt in der katastrophalen Überforderung von
Verwaltungsgerichten, Polizei und Vollzug. Und in dem vom rechten Weg
des Rechtsstaates abgekommenen Rechtswege-Staat. Das Asylrecht und der
Staatsapparat sind ausgelegt auf einige zehntausend Asylsuchende. Die
derzeitigen Verfahren, man muss einschließlich der zweiten und dritten
Instanz und Beschwerden von 500.000 bis 1 Million Fällen oder noch mehr
ausgehen, haben den Verfahrensweg in den Kollaps, in die
Funktionsunfähigkeit gestürzt.
Das kommt von der unbegrenzten Grenzöffnung und dem Verzicht auf
jegliche Kontrolle, was die Bundeskanzlerin zu verantworten hat. Diese
Flüchtlinge und Migranten sind Merkels Flüchtlinge und Migranten. Die
SPD hat jeden Versuch blockiert, etwa mit Transitzonen den unbegrenzten
Zustrom zu ordnen. Dafür trägt Sigmar Gabriel die Verantwortung.
Aber es ist die Regierung Merkel, die notwendige Reformen und
Maßnahmen nicht zu Stande gebracht hat. Beschlossene Gesetze sind Schall
und Rauch, wenn entschiedenes Handeln auf dem politischen Index steht.
Dieses Staatsversagen ist das Versagen von Angela Merkel, die die
Richtlinien der Politik bestimmt und ihren Koalitionspartner nicht
überzeugen konnte – oder nicht buchstäblich vor die Wahl stellen wollte.
Es ist Merkels Verantwortung. Sie mag es ja gut gemeint haben. Sie
mag sich getragen fühlen von einem Teil der Bevölkerung, der nach einem
Anschlag mit 12 Toten und 50 Verletzten mit roten Herzchen demonstriert
und „Liebe für Alle“ fordert. Aber sind die infantilisierten Kinder des
Landes der Maßstab, der jeden Fehler rechtfertigt? Oder kann man von
einer Bundeskanzlerin nicht zumindest zwei Dinge verlangen:
Erstens, dass sie uns erklärt, wie sie wirksame Abhilfe für den von
ihr geschaffenen Notstand und die Destabilisierung des Landes schafft.
Das hat sie bislang unterlassen.
Zweitens, sie trägt die Verantwortung.
Sie mag ja in bester Absicht gehandelt haben.
„Eine gute Absicht allein oder eine lautere Gesinnung, sie allein
können den Politiker von seiner Verantwortung nicht entlasten. Deshalb
habe ich übrigens Max Webers Wort von der Notwendigkeit der
Verantwortungsethik im Gegensatz zur Gesinnungsethik immer als gültig
empfunden.“
Das sagte niemand geringerer als der frühere Bundeskanzler Helmut
Schmidt 2008. Absicht und lautere Gesinnung mag reichen, um das kindische
Verhalten der Berliner Herzensfreunde zu begründen. Für eine
Politikerin zählen die Folgen des Handelns. Diesen Folgen muss Angela
Merkel sich stellen.
Dass Politik keine Arena der Gesinnung ist, sondern eine Arena der
praktischen Vernunft – diese seit Kant reflektierte Unterscheidung
zwischen Politik und Moral muss immer wieder neu in Erinnerung gerufen
werden.
Übrigens hat Helmut Schmidt sich auch den schrecklichen Folgen seines
Tuns im Kampf gegen den Terrorismus gestellt. Er hat sich nicht nur
bejubeln lassen.
Er sagte: „Wenn ich heute dreißig Jahre später an den Herbst
1977 zurückdenke, so glaube ich nicht, dass wir damals falsch gehandelt
haben. Gleichwohl weiß ich, dass wir Mitschuld tragen am Tode zweier
deutscher Diplomaten in Stockholm und am Tode Hanns Martin Schleyers.“
Politik macht man nicht mit roten Herzchen. Politik bedeutet Handeln –
und die Folgen tragen. Frau Bundeskanzlerin, treten Sie zurück.
Zuerst erschienen auf Tichys Einblick
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