Am 2. Februar 1997 hatte der damals sehr bekannte Schauspieler und
Entertainer Harald Juhnke im volltrunkenen Zustand in einer Bar in Los
Angeles einen schwarzen Hotelwachmann als “dreckigen Nigger“ beschimpft,
was in die Kategorie des normalen Rassismus fällt. Dann aber fügte
Juhnke dieser Beschimpfung eine Drohung hinzu, die diese Kategorie
überschritt: Er prahlte damit, dass “Menschen, wie dieser Nigger im
Dritten Reich vergast wurden.“
Hier brach sich eine Spezifik des Unbewussten Bahn, die bei
Angehörigen anderer Nationen nicht zu erwarten ist. Rassismus gibt es
weltweit, doch der Spruch “Leute wie dich hätte Hitler vergast!“ rutscht
vornehmlich Deutschen heraus.
Wer auch immer so redet oder denkt sieht im millionenfachen Mord der
Nazis keinen Gegenstand der Empörung, sondern eine verschüttete Quelle
von Macht und Kraft; eine Quelle, die sich in nervösen Momenten einen
Durchbruch zur Oberfläche verschafft. Diese Machtphantasie, das Wissen
um die Tatsache, dass früher “wir Deutschen“ mit „Untermenschen“ nach
Belieben verfahren konnten, dürfte bei rassistischen Exzessen auch heute
noch eines der Antriebsmomente sein. Matthias Kuentzel
Kuentzel ist wachsam und hat eine gute Witterung, aber er ist nicht klug, denn er begreift nicht, dass uns nur die Entdämonisierung der AfD vom Harald Juhnke Syndrom befreien kann (was leider nicht heißt, dass sie es bestimmt tun wird...).
Was mich persönlich an dieser Geschichte von 1997 erschüttert, ist, dass auch Harald Juhnke (wie Henry Nannen und Herbert Reineker) zu den Favoriten meiner Mutter gehörte. Und ich weiß dabei nicht, was mir unheimlicher ist: der Gedanke, dass sie über die drei Männer Dinge wusste, die sie mir immer verheimlicht hat (was erklären würde, weshalb eine reaktionär gesinnte Person wie sie jede Woche den links gestriegelten Stern kaufte) oder der Gedanke, dass sie instinktsicher Gleichgesinnte witterte.
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