Zuerst müssen die Vorgänge auf der großen
politischen Bühne abgehandelt werden, aber ganz fix. Martin Schulz
stellt mit Donnergroll fest, die Nachricht vom Eintritt der SPD in die
nächste große Koalition sei grob voreilig. Erst müsste er nämlich mit
seinen Genossen das Regierungsprogramm fertigstellen: Also Abschaffung
der Privatärzte, viel mehr Europa, hundertprozentige Steuer auf
Glyphosat und Abitur für alle, darunter wird es die „stolze Partei“ (M.
Schulz) nicht machen. Also dauert es noch ein bisschen, bis Vizekanzler
und Kanzlerin vom Balkon winken. Nico Hofmann hat der ufa schon die
Rechte für den großen Film gesichert, für die Hauptrollen sind Stromberg
und Mutter Beimer im Gespräch.
Dabei
wäre es so leicht, die Berliner Regierungskrise mit einem Schlag zu
lösen: durch den Anschluss Deutschlands an Österreich. Dort gibt es
schon einen zurechnungsfähigen Kanzler und eine Koalition. Ländergrenzen
bedeuten im Digitalzeitalter bekanntlich nichts mehr. Warum sollten wir
uns also vor Sebastian Kurz abschotten? Wien als Hauptstadt macht
außerdem etwas her. Martin Schulz sollte im Zuge von Königgrätz
revisited ein typisch österreichisches Amt bekommen, dann wäre alles gut.
Im
Künstlerhaus Bethanien in Berlin-Kreuzberg, das könnte Schulz
vielleicht thematisch interessieren, gibt es seit neuestem eine
Ausstellung namens „Märtyrermuseum“, die Schau ist, wie es heißt,
Menschen gewidmet, die für ihre Überzeugung in den Tod gegangen sind:
Sokrates, Martin Luther King, Ismael Mustafa. Letzterer war einer der Islamisten, die 2015 im Pariser Theater Bataclan 90 Konzertbesucher niedermähten.
Die künstlerische Leiterin– nicht des Massakers, sondern der
Ausstellung – eine Frau namens Ricarda Ciontos, teilte mit, die Künstler
wollten „den Begriff des Märtyrers erweitern“.
Wenn man schon einmal beim Erweitern ist, könnte auch der Bürgermeister von Altena in die Kreuzberger Märtyrerhalle aufgenommen werden.
Im weitesten Sinn gehört auch der Brief des Oberbürgermeisters von Mannheim
zu den kulturellen Ereignissen der Woche. Der beklagte sich beim
baden-württembergischen Innenminister Thomas Strobl über eine Bande
halbwüchsiger Marokkaner, die als so genannte Mufls – minderjähriger
unbegleitete Flüchtlinge – die Stadt terrorisieren.
Eigentlich wären die Jungs auch ein Fall für das Märtyrermuseum, denn als Intensivtäter wird man nicht geboren. Zum Intensivtäter, darauf weist der Kriminalastrologe Christian Pfeiffer immer wieder hin, wird man durch Anzeigen erst gemacht.
Innenminister
Strobl jedenfalls ließ ausrichten, er zermartere sich auch schon Tag
und Nacht seinen Kopf über der Frage, was man gegen die marokkanischen
minderjährigen Marodeure unternehmen könnte. Den Brief des
Oberbürgermeisters habe er noch nicht beantworten können, dazu müsste er
sich erst mit dem Sozialminister abstimmen, einem Grünen. Auch an den
kommenden Abstimmungsverhandlungen in Stuttgart zeigt Nico Hofmann schon
Interesse.
Das Böse maskiert sich oft als das Harmlose oder
zumindest Niedliche, das wissen wir spätestens seit dem Auftritt des
Jamaikamörders Christian Lindner. Wie weit dieses Täuschverhalten geht,
brachte uns in der zum Glück abgelaufenen Woche Deutschlandradio Kultur
nahe: Hunde sind Klimakiller auf Samtpfoten, die fast so viel Kohlendioxid produzieren wie der grüne 7er-BMW mit aufgeschnalltem Fahrrad von Simone Peter.
Und
bei ihrem horrenden CO2-Ausstoß erfüllen die kleinen Scheißerchen noch
nicht mal einen Zweck: „Ihre Knochen liefern nicht einmal Gelatine für
Gummibärchen.“
Zum erweiterten Märtyrer wird man auf mittlere
Sicht übrigens auch, wenn man Woche für Woche die Perlen aus Politik
& Gesellschaft der Spätmerkelzeit zusammensucht. Alexander Wendt
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