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Samstag, 16. Dezember 2017

Hypergärig sineque nobilitate

Für Alexander zu Sayn-Wittgenstein-Sayn gehört Doris von Sayn-Wittgenstein nicht zur Familie. Die rechtsnationale AfD-Politikerin aus Schleswig-Holstein hatte auf dem Bundesparteitag der AfD überraschend für den Vorstand kandidiert und mit einer markigen Rede Aufmerksamkeit erregt. „Ich vermute, dass sie vor einiger Zeit adoptiert worden ist, von einer mir unbekannten Person“, sagt der 74 Jahre alte Sayn-Wittgenstein-Sayn.

Laut seinen Informationen habe die Dreiundsechzigjährige, bevor sie den Namen „Fürstin von Sayn-Wittgenstein“ angenommen habe, Doris Ulrich geheißen. Sie selbst sagte der „Bild“-Zeitung, sie trage ihren Geburtsnamen. Sayn-Wittgenstein-Sayn verweist darauf, dass bei Adoptionen der „ursprüngliche Geburtsname“ gestrichen werde.
Seit Elisabeth Gertrud von Sayn-Wittgenstein, letzte Namensträgerin einer Nebenlinie des Adelsgeschlechts und verarmte Katzenliebhaberin, in den 1970er Jahren eine fragwürdige Heirat einging, sei der Name „von Sayn-Wittgenstein“ auf dem Titelmarkt. Der Gatte entschwand laut Sayn-Wittgenstein-Sayn nach der Vermählung und verkaufte fortan seinen neuen Namen. „Damit fing eine Kette an“, sagt Sayn-Wittgenstein-Sayn. Immer wieder riefen ihn Fremde an, weil sie betrogen worden seien. Viele, die sich des Namens „von Sayn-Wittgenstein“ bedienten, seien etwa Heiratsschwindler, sagt Sayn-Wittgenstein-Sayn. Er wisse von 50 bis 60 Namensträgern, schätze aber, dass es noch mehr gebe.
 „Wir in unserer Familie heißen alle ,von und zu‘“, erläutert der Fürst, „benutzen aber nur das ,zu‘“. Daran könne man erkennen, wer zum alten Adel gehöre – und wer nicht. Dass Menschen sich einen adeligen Namen kaufen, kann Sayn-Wittgenstein-Sayn nicht nachvollziehen. „Das ist ganz offensichtlich Hochstapelei“, sagt er. „Man legt sich einen wohlklingenden Namen zu, um vorzugeben, dass man seriös ist.“ Eine Bitte um Stellungnahme ließ Doris von Sayn-Wittgenstein bis Dienstagnachmittag unbeantwortet.   FAZ

Doris Ulrich ist die Claudia Roth der AfD. Der selbe gequälte Ton in ihrer Stimme, die selbe beleidigte Angriffslust, die selbe Unerschütterlichkeit und Schamlosigkeit, die selbe instinktsichere Emotionalität, die nie um eine Antwort verlegen ist.

Sie besitzt die zum Gegenangriff notwendige Unbefangenheit und Spontaneität und die Fähigkeit, Emotionen zu wecken und einprägsame Sätze zu formulieren. Von dieser Fähigkeit würde ich mir zwar grundsätzlich in der AfD mehr wünschen, weil diese Partei vor allem aus verklemmten Duckmäusern besteht, die unfähig sind, auf Unterstellungen angemessen zu reagieren und daher auch vor den erlogensten Anschuldigungen kuschen oder hilflos rumdrucksen. Aber betrügerische, größenwahnsinnige Schaumschlägerei ist noch schlimmer als betreten rumzudrucksen. Es wäre eine Katastrophe für die AfD gewesen, wenn diese charakterlose Hochstaplerin Sprecherin geworden wäre. Da sie offenbar eine Schwester von Heike Ulrich und Armin Ulrich ist, handelt es sich bei ihren redseligen Erklärungsversuchen (ihr Geburtsname sei "von Sayn-Wittgenstein" und Ulrich habe sie nur aufgrund ihrer Ehe geheißen) um bizarre Lügen. Und da sie nicht einmal eine Angeheiratete ist, hat sie auch noch einen an der Waffel. So eine hat der AfD gerade noch gefehlt. Pfui Deibel.

Aber was heißt hier Lüge? Vor dem deutschen Gesetz sagt diese Lügnerin die reine Wahrheit, weil die Abstammungsurkunde 2008 abgeschafft wurde und in der "Geburtsurkunde" als Eltern nur die zum Zeitpunkt der Urkundenausstellung als sogenannte rechtliche Eltern geltenden Personen eingetragen werden. Formal sagt Frau Doris Ulrich also die Wahrheit, wenn sie behauptet, ihren Geburtsnamen zu tragen, obwohl es sich um bewusste Irreführung handelt. Sie hat leider die Gesetzeslage auf ihrer Seite, eine verworrene Gesetzeslage, die Irreführung begünstigt. Bleibt die Frage, weshalb sie während ihrer Ehe - wie sie behauptet - Ulrich hieß? Vermutlich fand die Adoption erst nach ihrer Scheidung statt und während ihrer Ehe hatte sie (als gschtandene Feministin) ihren einstigen Geburtsnamen (den, mit dem sie tatsächlich geboren ist) während der Ehe beibehalten (also den, den ihre Geschwister immer noch tragen). Oder hieß ihr - angeblich ägyptischer - Gatte zufällig ebenfalls Ulrich? Übrigens gab es in der Vergangenheit im Geburtsort (ich meine den Ort, wo die Geschwister Ulrich tatsächlich geboren sind) früher einmal einen Fürsten, der tatsächlich Ulrich hieß. Auf diesen Zug hätte man doch aufspringen können! Klingt natürlich nicht so gut Sayn und Wittgenstein. "Die Wirklichkeit ist, was der Fall ist." lautet, wenn ich mich recht entsinne, der erste Satz von Ludwig Wittgensteins Tractatus logico-philosophicus.

Man hält soviel dreiste Perfidität nicht für möglich, weil man sich die dafür notwendige Gewissenlosigkeit zu einem so nichtigen Zweck wie die Vortäuschung eines Adelstitels so schwer vorstellen kann. Aber gerade das trägt zum Gelingen des Vorhabens bei, das darin besteht, sich einen Anstrich von gutem Ruf zu geben. Es ist niederträchtige Unverfrorenheit.

Ich kann es zwar nicht beweisen, aber ich bin mir aus Erfahrung sicher, dass Doris Ulrich - im Gegensatz zu Eva Hermann - eine übergeschnappte, lupenreine Nationalsozialistin ist, die sich einen Anstrich von seriösem Konservativismus und in Jahrhunderten herangereifter, weiser Familienerfahrung geben will, indem sie sich hinter einem altehrwürdigen Namen versteckt. Auf den ersten Blick schien sie mir eine Bürgerliche zu sein, der es gelungen war, in eine alte adelige Familie einzuheiraten, weil sie die für diese Art von Frauen typische, kompensierende Anmaßung und Übertreibung auszeichnet. Dass sie eine Hochstaplerin ist, hätte ich nicht gedacht, aber es überrascht mich andererseits auch nicht.

Auch eine Adoption könnte ja ehrenhaft sein! In der Antike wurden junge, vielversprechende Männer, die sich bereits bewährt hatten, auf diese Weise in die guten Familien aufgenommen (was der genetischen Drift entgegenwirkte!). Aber wäre dies der Fall ("Die Wirklichkeit ist, was der Fall ist.") von Doris, würde sie mit ihrer Adoption prahlen und den Adoptivvater nennen, um mit ihm zu prahlen. Sie suggeriert aber lieber, eine auf Schloss Sayn geborene Fürstin zu sayn.

Dem törichten Höcke würde ich sogar noch zugestehen, dass er reinen Herzens und schlimmstenfalls ein Nationalsozialist mit menschlichem Antlitz ist, der smarten Doris Ulrich jedoch nicht.

Die verdienstvollen Journalisten, die die Ulrich entlarvt haben, sollten mal nachforschen, ob ihr Großvater oder gar ihr Vater in der SS war und vor allem, welche Rolle er dort spielte: ob er nur ein jugendlicher Günter Grass war oder ein ewig Unverbesserlicher, der seine älteste Tochter oder Enkelin gerade noch zum Überschnappen gebracht hat, bevor 68 über uns alle hereinbrach.

Besonders die mit der AfD sympathisierenden Journalisten sind aufgefordert, zu klären, vor welchem Hintergrund diese Person agiert, die der AfD großen Schaden zufügen wird, wenn sie nicht rechtzeitig gestoppt wird. Dass ausgerechnet der geschätzte Poggendorf diese Doris Ulrich vorgeschlagen hat, ist enttäuschend. Hoffentlich löst er sich jetzt von ihr, sonst macht diese Witzfigur die ganze AfD zur Lachnummer.



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