"Der Klub hat unter dem guten Kaufmann Joachim Watzke, einem dieser
Menschen, der irgendetwas sehr gut versteht und das meiste andere
überhaupt nicht, schlechthin seine Seele verloren. Außerhalb der
Bilanzpressekonferenz ist der Mann eine Katastrophe. Vereinspolitisch.
Dass man ihm mehr zutraut, ist, siehe Jim Knopf, ein Scheinriesentum und
liegt allein an dem damaligen Glücksgriff Jürgen Klopp, der auf Watzke
imagemäßig abfärbte. (...)
Vor Joachim Watzkes kulturzersetzendem
Wirken war der BVB ein kerniger Revierclub, nicht zufällig beheimatet
in der ‚Herzkammer der Sozialdemokratie’. Diese war damals im Revier
noch nicht diese verlogene Schmierlappentruppe, die sie heute ist,
sondern durchaus ehrbar und strahlte exakt dieses unverstellt Kernige
aus, das ein August Bebel ihr einst einimpfte und das sich mit der
westfälischen Mentalität so wunderbar verband. Genau deswegen imponierte
die alte Borussia, obwohl durch und durch ‚links’, vielen Rechten. Sie
war Preußentum und Sozialismus.
Das Preußische war, erst als
Tatsache, dann als Mythos, integraler Bestandteil von Nation und
Vaterland. Und genau diese Art von Kollektiv, das da rings um den Verein
und auf der Tribüne spürbar war, war großartig. Noch in den neunziger
Jahren war der BVB so. Kennen Sie das Lied "Booooooorussiaaaaaa,
Boooooooooorussiaaaaaa" noch? Das Lied wird nicht mehr gesungen vor dem
Spiel. Weil Preußen ja politisch inkorrekt ist. Am liebsten hätte Watzke
gleich den Verein umbenannt. Das konnte er nicht. Aber das Lied killen,
das konnte er. Ein sehr aufschlußreiches Symbol. Stattdessen läuft
jetzt ‚You'll never walk alone’ – vom FC Liverpool. Darf man so etwas
Verrat nennen? Es ist der leider gelungene und weithin abgeschlossene
Versuch, den kollektiven Instinkt des Vereins auf Bahnen zu lenken, die
irgend etwas mit Globalismus (Weltsprache Englisch), mit trutschigem
Mutterlanddesfußballtraditionalismus (als hätte der BVB keine Tradition)
und irgend etwas mit Westsiegermachtpsychose (britische Besatzungszone)
zu tun haben. Ein echter Watzke. Und mehr als ein Symbol. Aber es kommt
noch schlimmer. Wenn CSD ist, spielt der BVB seit Jahren mit
Regenbogen-Eckfähnchen. Es läuft der Versuch, sich an alles, was gerade
en vogue ist (und damit in den politischen Subtexten in Deutschland:
minderwertig) ranzuwanzen.
Und interessanterweise hat sich mit
dieser schleichenden Veränderung der Vereinskultur – es strahlt ja aus
vom kalten Büro ins Umfeld – von kernig sozialistisch nach schmierig
links, auch das Verhalten der Fans verändert. Die alten BVB-Fans zählten
zu den anständigsten in ganz Deutschland. Die heutigen haben ein
Stilproblem (man denke an die Transparente gegen RB: ‚Mintzlaff Du
Hurensohn’ und Heimspiele vor strafgesperrten Rängen) und ein
Prügelproblem, das man auch Gewaltproblem nennen darf. Überfälle auf
andere Fans an der Autobahnraststätte. Als wären das AfDler! Feine
Näschen sehen da eine Subkultur der Antifa mit schwarzgelbem Fanschal.
Man mag das übertrieben finden oder nicht. Nicht übertrieben ist es,
festzuhalten, dass der BVB langsam verzeckt. Dass er früher der
Sozialdemokratie ähnelte, war keineswegs sein Problem. Sein Problem ist,
dass er ihr heute, da sie zum Himmel stinkt, immer noch ähnelt.
Komisch,
dass so ein androgyn politkorrekter Dollarzeichenweichspülercclub dann
auf einmal feststellt, keine, ogottogott, Führungsspieler im Kader zu
haben. Kennen Sie die Opel-Werbung für selbstfahrende Autos? In der
Schmelzer, Bartra und Weigl – drei konturlose Bübchen (wobei Weigl
wenigstens Fußball spielen kann) – während einer Autofahrt auf dem
Rücksitz mit Ihren Smartphones beschäftigt sind, und dann ganz entsetzt
und schreiend feststellen, dass ja gar keiner fährt... Es ist ein
ziemlich gutes Symbol für den Winter-BVB des Jahres 2017, mit dem
kleinen Unterschied, dass bei der Kulturselbstzerstörung der Schrei
ausbleibt, weil die wenigsten sie auch nur wittern. (...)
So aber
ist in einem Verein, der außer beim Bilanzpimpen von allen guten
Geistern verlassen ist, nun – o wunder? – auf einmal auch das Team
ein seelenloses Hochglanzprodukt, dem der Lack abplatzt. Da kommt
Schmelzer her. Der Mann ist Mannschaftskapitän, und es ist der falsche.
Schmelzer ist ein lieber Kerl und ein leicht überdurchschnittlicher
Bundesligaspieler auf seiner Position. Aber das war's. Zu ruhig, zu
lieb, zu nett. Das ist doch kein Führungsspieler. Warum hat der BVB
einen Kapitän, der in einem gut geführten Verein vielleicht
stellvertretendes Mitglied im Mannschaftsrat wäre? Der richtige wäre
Sahin. Auch nicht optimal, aber besser. Türke Ali an Thyssens Hochofen.
Borussias Problem lösen soll nun – ein Ösi. Man hörte ein leises Lachen aus der Habsburger Kaisergruft." Anonymusbbb
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