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Dienstag, 12. Dezember 2017

Es ist, wie es ist

"Der Klub hat unter dem guten Kaufmann Joachim Watzke, einem dieser Menschen, der irgendetwas sehr gut versteht und das meiste andere überhaupt nicht, schlechthin seine Seele verloren. Außerhalb der Bilanzpressekonferenz ist der Mann eine Katastrophe. Vereinspolitisch. Dass man ihm mehr zutraut, ist, siehe Jim Knopf, ein Scheinriesentum und liegt allein an dem damaligen Glücksgriff Jürgen Klopp, der auf Watzke imagemäßig abfärbte. (...)

Vor Joachim Watzkes kulturzersetzendem Wirken war der BVB ein kerniger Revierclub, nicht zufällig beheimatet in der ‚Herzkammer der Sozialdemokratie’. Diese war damals im Revier noch nicht diese verlogene Schmierlappentruppe, die sie heute ist, sondern durchaus ehrbar und strahlte exakt dieses unverstellt Kernige aus, das ein August Bebel ihr einst einimpfte und das sich mit der westfälischen Mentalität so wunderbar verband. Genau deswegen imponierte die alte Borussia, obwohl durch und durch ‚links’, vielen Rechten. Sie war Preußentum und Sozialismus.

Das Preußische war, erst als Tatsache, dann als Mythos, integraler Bestandteil von Nation und Vaterland. Und genau diese Art von Kollektiv, das da rings um den Verein und auf der Tribüne spürbar war, war großartig. Noch in den neunziger Jahren war der BVB so. Kennen Sie das Lied "Booooooorussiaaaaaa, Boooooooooorussiaaaaaa" noch? Das Lied wird nicht mehr gesungen vor dem Spiel. Weil Preußen ja politisch inkorrekt ist. Am liebsten hätte Watzke gleich den Verein umbenannt. Das konnte er nicht. Aber das Lied killen, das konnte er. Ein sehr aufschlußreiches Symbol. Stattdessen läuft jetzt ‚You'll never walk alone’ – vom FC Liverpool. Darf man so etwas Verrat nennen? Es ist der leider gelungene und weithin abgeschlossene Versuch, den kollektiven Instinkt des Vereins auf Bahnen zu lenken, die irgend etwas mit Globalismus (Weltsprache Englisch), mit trutschigem Mutterlanddesfußballtraditionalismus (als hätte der BVB keine Tradition) und irgend etwas mit Westsiegermachtpsychose (britische Besatzungszone) zu tun haben. Ein echter Watzke. Und mehr als ein Symbol. Aber es kommt noch schlimmer. Wenn CSD ist, spielt der BVB seit Jahren mit Regenbogen-Eckfähnchen. Es läuft der Versuch, sich an alles, was gerade en vogue ist (und damit in den politischen Subtexten in Deutschland: minderwertig) ranzuwanzen.

Und interessanterweise hat sich mit dieser schleichenden Veränderung der Vereinskultur – es strahlt ja aus vom kalten Büro ins Umfeld – von kernig sozialistisch nach schmierig links, auch das Verhalten der Fans verändert. Die alten BVB-Fans zählten zu den anständigsten in ganz Deutschland. Die heutigen haben ein Stilproblem (man denke an die Transparente gegen RB: ‚Mintzlaff Du Hurensohn’ und Heimspiele vor strafgesperrten Rängen) und ein Prügelproblem, das man auch Gewaltproblem nennen darf. Überfälle auf andere Fans an der Autobahnraststätte. Als wären das AfDler! Feine Näschen sehen da eine Subkultur der Antifa mit schwarzgelbem Fanschal. Man mag das übertrieben finden oder nicht. Nicht übertrieben ist es, festzuhalten, dass der BVB langsam verzeckt. Dass er früher der Sozialdemokratie ähnelte, war keineswegs sein Problem. Sein Problem ist, dass er ihr heute, da sie zum Himmel stinkt, immer noch ähnelt.

Komisch, dass so ein androgyn politkorrekter Dollarzeichenweichspülercclub dann auf einmal feststellt, keine, ogottogott, Führungsspieler im Kader zu haben. Kennen Sie die Opel-Werbung für selbstfahrende Autos? In der Schmelzer, Bartra und Weigl – drei konturlose Bübchen (wobei Weigl wenigstens Fußball spielen kann) – während einer Autofahrt auf dem Rücksitz mit Ihren Smartphones beschäftigt sind, und dann ganz entsetzt und schreiend feststellen, dass ja gar keiner fährt... Es ist ein ziemlich gutes Symbol für den Winter-BVB des Jahres 2017, mit dem kleinen Unterschied, dass bei der Kulturselbstzerstörung der Schrei ausbleibt, weil die wenigsten sie auch nur wittern. (...)

So aber ist in einem Verein, der außer beim Bilanzpimpen von allen guten Geistern verlassen ist, nun – o wunder? – auf einmal auch das Team ein seelenloses Hochglanzprodukt, dem der Lack abplatzt. Da kommt Schmelzer her. Der Mann ist Mannschaftskapitän, und es ist der falsche. Schmelzer ist ein lieber Kerl und ein leicht überdurchschnittlicher Bundesligaspieler auf seiner Position. Aber das war's. Zu ruhig, zu lieb, zu nett. Das ist doch kein Führungsspieler. Warum hat der BVB einen Kapitän, der in einem gut geführten Verein vielleicht stellvertretendes Mitglied im Mannschaftsrat wäre? Der richtige wäre Sahin. Auch nicht optimal, aber besser. Türke Ali an Thyssens Hochofen.

Borussias Problem lösen soll nun – ein Ösi. Man hörte ein leises Lachen aus der Habsburger Kaisergruft."  Anonymusbbb

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