Es beginnt mit den ganz kleinen Veränderungen im Alltag. Eine gute
Freundin aus Erfurt erzählt mir heute Morgen am Telefon vom
Brötchenholen. Wenn in ihrem Bäckerladen Leute etwas Kritisches gegen
die Regierung sagten, dann senken sie inzwischen wieder automatisch die
Stimme und sprechen nur noch ganz leise. “So war es früher auch”, sagt
die gelernte DDR-Deutsche und ergänzt: “Nur dass man heute nicht mehr
ins Gefängnis kommt…”
Noch nicht, fällt mir spontan ein.
Wenn mir Bekannte aus dem AfD-Milieu vor einem halben Jahr sagten,
wir Deutsche lebten heute in einer DDR 2.0, dann widersprach ich
energisch. Bei aller Kritik an der laufenden Umgestaltung unserer
Gesellschaft von oben: Mauer, Stacheldraht, Zwangsadoption, Stasi und
Schießbefehl – all das hat eine andere Qualität als Gender-Schwachsinn
und Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk.
Aber in diesen Wochen bin ich mir nicht mehr sicher. Die politischen
Apparatschiks funktionieren auf Knopfdruck, wenn sie den Marschbefehl
bekommen. Oder glauben Sie, dass es ein Zufall ist, wenn nahezu
zeitgleich CDU-Politiker vollkommen überzogen über ihre Parteifreunde
von der WerteUnion herfallen? “Euro Elmar”-Brok, der die
Basisbewegung in der Union als ein “Krebsgeschwür” bezeichnet. Ein
Krebsgeschwür – Parteifreunde aus der CDU! Das ist Nazi-Sprech.
Wer der WerteUnion angehöre, dürfe nicht CDU-Mitglied sein, fordert
jetzt der Essener CDU-Bundestagsabgeordnete Matthias Hauer. Und
Saarlands Ministerpräsident – falls Sie es nicht wissen, er gehört auch
zur CDU und sein Name ist Tobias Hans – entblödet sich nicht, den
Mitgliedern der WerteUnion zu empfehlen, nachzudenken, ob sie da weiter
bleiben wollen: “Wenn nicht, müsste er konsequenterweise sein Parteibuch
zurückgeben.”
Gestern hat der Pressesprecher der WerteUnion, der Kölner
Rechtsanwalt Ralf Höcker, nach offenbar massiven Drohungen sein Amt mit
sofortiger Wirkung aufgegeben. Er schreibt: “Mir wurde vor zwei Stunden
auf denkbar krasse Weise klar gemacht, dass ich mein politisches
Engagement sofort beenden muss, wenn ich keine “Konsequenzen” befürchten
will.” Ein Freund aus Niedersachsen, schreibt mir heute Morgen, dass
seine Familie ihre Kinder auf Dauer nach Kalifornien schicken werden,
weil es hier für für Konservative und evangelikale Christen bedrohlich
geworden ist. In Köln versuchen zeitgleich gerade Homo-Aktivisten und
Linksextremisten, eine evangelikale Gebetskonferenz mit dem Sohn des
großartigen amerikanischen Predigers Billy Graham zu verhindern.
Eines der wichtigsten Mitglieder unseres Vorbereitungsteams für die
Schwarmintelligenz 2020 ist vorgestern ausgestiegen auf dem Team. Sie
hat Angst, dass ihr Linke nachts Farbbeutel an die Hausfassade werfen,
wenn bekannt wird, dass sie mein bürgerliches Treffen mit organisiert.
Sie wählt übrigens nicht AfD, sondern CDU, voll Nazi also… Und noch
einmal: All das passiert jetzt und hier und gleichzeitig. Nehmen wir
noch die Übergriffe linker Extremisten gegen AfD-Politiker und ihre
Familien hinzu, dann reicht der Platz hier nicht mehr aus. In Berlin
versucht die AfD seit Monaten (!), Räume für einen ordentlichen
Landesparteitag anzumieten. Ohne Erfolg. Nicht, dass es keine Wirte
gäbe, die das sofort machen würden, aber so bald so etwas bekannt wird,
werden die Wirte, ihre Familien und sogar Servicepersonal massiv von der
linken SA bedroht. Schon zwei Mal musste ein Landesparteitag abgesagt
werden. Fortsetzung folgt.
Jetzt wird der ein oder anderer Leser denken, warum schreibt er denn
nur über die linken Extremisten? Und ich verstehe das. Der Mord am
Kasseler CDU-Regierungspräsidenten Walter Lübcke, die Morde des
sogenannten NSU, der Angriff auf eine Synagoge in Halle mit dem
wahllosen Erschießen zweier unbeteiligter Menschen – das sind rechte
Morde, begangen von ekelhaften Nazi-Idioten, von miesen Verbrechern.
Doch in Bezug auf diese Täter gibt es einen großen Konsens in unserer
Gesellschaft. Wir alle wollen aufstehen gegen Antisemitismus und
Rassismus. Keine Frage. Das Problem auf der anderen Seite ist nur, dass
Linksextrem einen gesellschaftlichen Umbruch in Gang gesetzt hat, der
zutiefst beängstigend ist. Links ist irgendwie nett, ist doch schön,
wenn alle gleich sind. Jeder kümmert sich um den anderen, jeder leistet,
was er kann, jeder bekommt, was er braucht. So ist die große linke
Geschichte. Wir gießen uns einen grünen Tee auf, zünden Räucherkerzchen
an und singen zur Gitarre “We shall overcome”. Nur leider ist es nicht
so. Dieser Staat weicht vor linker Gewalt zurück, ja sympathisiert
teilweise mit den Tätern und Hatern. Unser Staatsoberhaupt ruft zu einem
Konzert mit der Band “Feine Sahne Fischfilet” auf, in deren Texten
Gewalt gegen die Polizei besungen wird. In der Rigaer Straße in Berlin,
im Schanzenviertel in Hamburg existieren rechtsfreie Räume, werden
schwerste Straftaten begangen von linken Gewalttätern, die sich
totlachen über unseren enteierten Staat.
Nein, ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber es ist ein Gefühl der
Enge, das sich über die Brust legt. Man denkt: Das ist doch gar nicht
möglich, was hier gerade passiert. Wir sind doch ein freiheitlicher
Rechtsstaat, eine Demokratie mit Schutzmechanismen für Minderheiten und
Gestaltungsmöglichkeiten für demokratisch legitimierte Mehrheiten. Und
dann wird ein Ministerpräsident in Thüringen von den Bürgern abgewählt,
einer von den Rechtsnachfolgern der SED. Ein durchaus sympathischer und
bei vielen Bürgern dort beliebter Mann. Aber eben einer von der SED. Und
der erfolgloseste Ministerpräsident Thüringens seit der Wende. Und dann
reisen allen Ernstes CDU-Spitzenpolitiker nach Erfurt und empfehlen
ihren Thüringer Parteifreunden jetzt “geräuschlos dafür zu sorgen, dass
Ramelow wieder Ministerpräsident wird”.
Und – nicht zu fassen – die evangelische Kirche macht wie
mittlerweile üblich mit und reiht sich beim großen Ölosozialistischen
Marsch für eine andere Gesellschaft ein. So schreibt Ulrich Blörn,
Präses der Kreissynode der Evangelischen Kirche in Erfurt. gerade: “Ich
trete dafür ein, dass Herr Ramelow unter Berücksichtigung der
Ergebnisse der Landtagswahl schnellstmöglich weiterarbeiten kann.”
Man möchte dem Mann ins Gesicht schreien: DAS ERGEBNIS DER LANDTAGSWAHL
IST, DASS RAMELOW ABGEWÄHLT WURDE! Aber Blörn würde es wahrscheinlich
nicht verstehen in seiner Filterblase, in der man nicht zur Kenntnis
nehmen will, dass die AfD in einer freien und geheimen Wahl 25 Prozent
der Stimmen bekommen hat. Die kann man sich nicht einfach wegdenken,
wenn man es ernst nimmt mit der Demokratie. Aber schön für
DDR-Nostalgiker, dass die “Kirche im Sozialismus” wieder zurück ist.
Passt ja.
Wenn wir alle, das Bürgertum, die Zivilgesellschaft, jetzt nicht
endlich aufstehen vom gemütlichen Sofa, dann wird das kein gutes Ende
nehmen mit unserem Land. Und besonders für diejenigen, die Kinder haben,
ist es höchste Zeit, aufzustehen… Klaus Kelle
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