"Auf die wegfegende Verve des Propagandatumults hatten seine Gegner
keine Antwort. (...) Viel nachhaltiger wirkten die symbolischen Formen,
durch die sie den Gegensatz zu allem Vergangenen und das Pathos des
Neubeginns herauskehrten. (...) Am 22. Februar ernannte Göring Einheiten
des SA, SS und des deutschnationalen Wehrverbandes 'Stahlhelm' zu
Hilfspolizisten und gab damit das Signal zu einem Ausbruch täglich neuer
Schlägereien, Verhaftungsaktionen, Schießgefechten und Verwüstungen von
Wohnungen, Parteibüros und Zeitungsredaktionen. (...) Besondere
'Fangtrupps' der SA spürten 'Staatsfeinde' auf und prügelten, quälten
oder erpressten sie (...)
Die in der großen Mehrheit nicht betroffene Bevölkerung nahm diese offenen Unrechtsakte mit kaum begreiflicher Gleichmut hin."
Joachim Fest, "Staatsstreich", Berlin 1994, S. 20/21
Wie war das mit Tragödie und Satyrspiel oder, dem legendären Marx-Zitat zufolge, Tragödie und Farce?
"Der
Mutter Helmuth v. Moltkes schien es, 'als ob sie nicht mehr zu diesem
Land' gehöre; andere sprechen vom Verlust langjähriger Freundschaften,
vom Mißtrauen und Spitzelwesen der Nachbarn sowie überhaupt von der
Erfahrung eines sich wie auf ein Stichwort hin leerenden sozialen
Raums." (Ebenda, S. 26)
Keine Ahnung haben, aber dreiste Behauptungen in den Äther blasen, das
nennt sich im Deutschland von 2020 Journalismus. Es gibt in Deutschland keine einzige Zeitung und keinen einzigen Sender mehr, die man noch guten Gewissens empfehlen kann.
Man fragt
sich, was das für ein Geschichtswissen sein mag, um das sich die
ARD-Frau "reicher" fühlt. In Reschkes geschlossen magischem Weltbild
firmieren die Nationalsozialisten nicht als Figuren aus der Geschichte,
sondern als Gestalten aus der Dämonologie. Die Nazis und ihre Wähler
entstammen nach dieser Vorstellung nicht einer konkreten historischen
Situation, sondern sind direkt der Hölle entstiegen – und das kann dann
natürlich jederzeit wieder geschehen. Es gibt in diesem magischen Denken
für den NS-Staat keine besonderen Entstehungsbedingungen in der
Realität, sondern der böse Wille einiger Akteure genügt für ein da capo
unter jeglichen Umständen. Da Frau Reschke offenkundig an einem
geschlossen linken Weltbild laboriert, müssen diese Teufelsbündner
rechts sein (was noch die freundlichere von den beiden möglichen
Annahmen über ihre Motive ist; wie immer in solchen Fällen haben wir es
mit den Alternativen Dummheit oder Niedertracht zu tun; es kann auch
reine Perfidie sein...)
Wenn unsere Panorama-Moderatörin
also entweder schlauer oder redlicher wäre, käme sie von selbst auf die
Idee, dass etwa ein Höcke zugleich Linkspopulist und Rechtspopulist ist.
(Oder was meinen Sie, geneigter Leser, warum die AfD wohl never ever
ein Rentenkonzept vorlegen wird?) Aber ein Nazi ist der Mann sicher
nicht. Ein Nazi ist ein Mensch, der die nationalsozialistische
Weltanschauung vertritt. Deren Kern besteht – oder besser: bestand – in
der Überzeugung, dass die Weltgeschichte im Wesentlichen Kampf sei,
allerdings nicht, wie die Marxisten behaupteten, von Klassen-, sondern
von Rassenkämpfen geprägt werde; dass eine Rasse, die arische, den
anderen himmelhoch überlegen sei und sie deshalb für alle Zeiten als
Helotenethnien (Slawen, Schwarze etc.) zu unterjochen habe, die Juden
indes wegen ihrer doppelgesichtigen Gefährlichkeit – halb Bolschewisten,
halb Plutokraten – ausrotten müsse. Die Volksgemeinschaft für diese
Schlachten fit zu machen, sei die eigentliche Aufgabe der Politik. Ein
Nazi ist mithin nicht Herr Höcke, sondern ein Mensch, der das eben
Beschriebene meint; wer einen kennt, möge vortreten.
Diejenigen,
die heute mit dergleichen Kosenamen bedacht werden, unterscheiden sich
von den Nazis zunächst einmal grundlegend durch ihre defensive
Einstellung. Sie wollen niemanden unterjochen und niemandes Land
erobern, sondern sie fürchten, selber überrannt und erobert zu werden.
Sie sorgen sich, ihre Heimat zu verlieren. Das kann man paranoid finden,
aber weil Gott Biologist ist, liefert er die einschlägige Anschauungs-
und Beweismittel in Gestalt der globalen Demographie; da sind die Trends
eindeutig. Afrika wird nach offiziellen Prognosen zum Jahrhundertende
vier Milliarden Bewohner haben, die Bevölkerung Asiens wird noch
zahlreicher sein, Europa bei einer Dreiviertelmilliarde stagnieren und
aufgrund eines viel höheren Durchnittsalters seiner Bevölkerung im
vitalen Sinne unterlegen sein. Der Islam wird bis 2075 zur numerisch stärksten
globalen Glaubensgemeinschaft aufsteigen. Zugleich fördern die
westlichen Eliten die globale Völkerwanderung, die nur eine Richtung
kennt, nach Kräften. Nein, paranoid sind die Rechtspopulisten offenbar
nicht. Die Linken können ihnen allenfalls vorwerfen, dass sie nicht
bereit sind, ihre Heimat und ihren Besitz mit ethnisch-kulturell Fremden
zu teilen. (mehr hier)
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