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Samstag, 15. Februar 2020

Wenn wir schon bei Vergleichen mit 33 sind

"Auf die wegfegende Verve des Propagandatumults hatten seine Gegner keine Antwort. (...) Viel nachhaltiger wirkten die symbolischen Formen, durch die sie den Gegensatz zu allem Vergangenen und das Pathos des Neubeginns herauskehrten. (...) Am 22. Februar ernannte Göring Einheiten des SA, SS und des deutschnationalen Wehrverbandes 'Stahlhelm' zu Hilfspolizisten und gab damit das Signal zu einem Ausbruch täglich neuer Schlägereien, Verhaftungsaktionen, Schießgefechten und Verwüstungen von Wohnungen, Parteibüros und Zeitungsredaktionen. (...) Besondere 'Fangtrupps' der SA spürten 'Staatsfeinde' auf und prügelten, quälten oder erpressten sie (...)

Die in der großen Mehrheit nicht betroffene Bevölkerung nahm diese offenen Unrechtsakte mit kaum begreiflicher Gleichmut hin."

Joachim Fest, "Staatsstreich", Berlin 1994, S. 20/21

Wie war das mit Tragödie und Satyrspiel oder, dem legendären Marx-Zitat zufolge, Tragödie und Farce?

"Der Mutter Helmuth v. Moltkes schien es, 'als ob sie nicht mehr zu diesem Land' gehöre; andere sprechen vom Verlust langjähriger Freundschaften, vom Mißtrauen und Spitzelwesen der Nachbarn sowie überhaupt von der Erfahrung eines sich wie auf ein Stichwort hin leerenden sozialen Raums." (Ebenda, S. 26)


Keine Ahnung haben, aber dreiste Behauptungen in den Äther blasen, das nennt sich im Deutschland von 2020 Journalismus. Es gibt in Deutschland keine einzige Zeitung und keinen einzigen Sender mehr, die man noch guten Gewissens empfehlen kann.




Man fragt sich, was das für ein Geschichtswissen sein mag, um das sich die ARD-Frau "reicher" fühlt. In Reschkes geschlossen magischem Weltbild firmieren die Nationalsozialisten nicht als Figuren aus der Geschichte, sondern als Gestalten aus der Dämonologie. Die Nazis und ihre Wähler entstammen nach dieser Vorstellung nicht einer konkreten historischen Situation, sondern sind direkt der Hölle entstiegen – und das kann dann natürlich jederzeit wieder geschehen. Es gibt in diesem magischen Denken für den NS-Staat keine besonderen Entstehungsbedingungen in der Realität, sondern der böse Wille einiger Akteure genügt für ein da capo unter jeglichen Umständen. Da Frau Reschke offenkundig an einem geschlossen linken Weltbild laboriert, müssen diese Teufelsbündner rechts sein (was noch die freundlichere von den beiden möglichen Annahmen über ihre Motive ist; wie immer in  solchen Fällen haben wir es mit den Alternativen Dummheit oder Niedertracht zu tun; es kann auch reine Perfidie sein...)
Wenn unsere Panorama-Moderatörin also entweder schlauer oder redlicher wäre, käme sie von selbst auf die Idee, dass etwa ein Höcke zugleich Linkspopulist und Rechtspopulist ist. (Oder was meinen Sie, geneigter Leser, warum die AfD wohl never ever ein Rentenkonzept vorlegen wird?) Aber ein Nazi ist der Mann sicher nicht. Ein Nazi ist ein Mensch, der die nationalsozialistische Weltanschauung vertritt. Deren Kern besteht – oder besser: bestand – in der Überzeugung, dass die Weltgeschichte im Wesentlichen Kampf sei, allerdings nicht, wie die Marxisten behaupteten, von Klassen-, sondern von Rassenkämpfen geprägt werde; dass eine Rasse, die arische, den anderen himmelhoch überlegen sei und sie deshalb für alle Zeiten als Helotenethnien (Slawen, Schwarze etc.) zu unterjochen habe, die Juden indes wegen ihrer doppelgesichtigen Gefährlichkeit – halb Bolschewisten, halb Plutokraten – ausrotten müsse. Die Volksgemeinschaft für diese Schlachten fit zu machen, sei die eigentliche Aufgabe der Politik. Ein Nazi ist mithin nicht Herr Höcke, sondern ein Mensch, der das eben Beschriebene meint; wer einen kennt, möge vortreten.
Diejenigen, die heute mit dergleichen Kosenamen bedacht werden, unterscheiden sich von den Nazis zunächst einmal grundlegend durch ihre defensive Einstellung. Sie wollen niemanden unterjochen und niemandes Land erobern, sondern sie fürchten, selber überrannt und erobert zu werden.

Sie sorgen sich, ihre Heimat zu verlieren. Das kann man paranoid finden, aber weil Gott Biologist ist, liefert er die einschlägige Anschauungs- und Beweismittel in Gestalt der globalen Demographie; da sind die Trends eindeutig. Afrika wird nach offiziellen Prognosen zum Jahrhundertende vier Milliarden Bewohner haben, die Bevölkerung Asiens wird noch zahlreicher sein, Europa bei einer Dreiviertelmilliarde stagnieren und aufgrund eines viel höheren Durchnittsalters seiner Bevölkerung im vitalen Sinne unterlegen sein. Der Islam wird bis 2075 zur numerisch stärksten globalen Glaubensgemeinschaft aufsteigen. Zugleich fördern die westlichen Eliten die globale Völkerwanderung, die nur eine Richtung kennt, nach Kräften. Nein, paranoid sind die Rechtspopulisten offenbar nicht. Die Linken können ihnen allenfalls vorwerfen, dass sie nicht bereit sind, ihre Heimat und ihren Besitz mit ethnisch-kulturell Fremden zu teilen.   (mehr hier)

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