Stationen

Dienstag, 26. Juli 2016

Aspekte

Eins.Eine der ersten politischen Reaktionen auf das Münchner Massaker war der Ruf nach weiterer Einschränkung des privaten Schusswaffenbesitzes. – Es gibt ein Land, da versucht man, den Konsum von Chrystal Meth durch Alkoholverbote zu bekämpfen, dort hält man legalen Waffenbesitz für bedenklicher als illegalen.

Zwei.
Jemand sagte: "Den richtigen Drive bekäme die ganze Einwanderungsdebatte doch erst, wenn sich ein Selbstmordattentäter auf einem Grünen-Parteitag in die Luft sprengte."

Drei.
Die Frage, ob eine Gewalttat mit dem Islam zu tun hat, ist sekundär; die primäre Frage muss heißen: Hat sie etwas mit Einwanderung zu tun?

Vier.
"In Nizza und Würzburg ist eine neue Form des Terrors sichtbar geworden: Jeder kann Opfer werden. Und jeder Täter." Mit diesem Vorspann speichelt die Zeit einen Gastbeitrag von Herfried Münkler ein, zu dessen Ehrenrettung man sagen muss, dass er solchen Kirchentags-Schmonzes nicht wirklich einlöst. Und nun warten wir alle darauf, dass eines der Testosteron-Strickliesel aus der Zeit-Redaktion sein bzw. ihr Täterschicksal triumphierend erfüllt.

Fünf.
Ob nun aus Solidarität oder aus Ehrgeiz; wenn die schönen Seelen im Helmut-Schmidt-Mausoleum wähnen, die trendigste Zeile formuliert zu haben, legt die Nachbarschaft-Guerilla sofort routiniert nach. "Gab es in Frankreich erneut einen terroristischen Anschlag?", fragte Spiegel online gegen 13 Uhr. Zwei "Männer" haben im französischen Saint-Étienne-du-Rouvray einen 86jährigen Pfarrer geköpft und einige Nonnen als Geiseln genommen. Stundenlang rätselte man speziell in Hamburg und bei den Grünen über die Motive der Täter (waren sie vielleicht als Buben von hartherzigen Nonnen gequält worden?), inzwischen – wir schreiben 15.19 Uhr – hat die Geiselname "offenbar einen terroristischen Hintergrund" bekommen; warum jene und nicht der enthauptete Geistliche die Hauptmeldung darstellt, gehört zu den (wahrscheinlich aber edlen) Mysterien der Lückenbranche.

Sechs.
Eigentlich kam als Schlagzeile der Woche ja nur Bernd Zellers "Zentralrat der Einzeltäter lobt Karikaturen" in Frage (hier), doch heute steuert Leser *** die womöglich noch bessere Zeile bei: "Flüchtling findet Nibelungenschatz und gibt ihn zurück".

Sieben.
"Wer könnte Ihnen einen Befehl abschlagen, Teuerste!"
(Neulich bei der Bundeswehr.)

Aus!
Nein, einer geht noch:
Die Parlamentarische Geschäftsführerin der Linksfraktion im Bundestag, Petra Sitte, sagte gegenüber dem Handelsblatt: "Wir können alle klug reden. Aber keiner von uns hat eine Ahnung, was die Flüchtlinge zu Hause und auf ihrem Weg zu uns erlebt haben." In Rede stand übrigens die parteiinterne Auseinandersetzung mit Sahra Wagenknecht, die nach dem Terroranschlag von Ansbach unterstellt hatte, dass eins plus eins zwei sei (hier), ein unter Linken bekanntlich seit ca. 1789 erheblichen Grimm auslösender Gedanke. Deutschland habe stattdessen, so Sitte, eine "humane und zivilgesellschaftliche Antwort" zu geben, damit die geflüchteten Schutzsuchenden solche Erfahrungen verarbeiten könnten. Sollte ein Seliger seine Erfahrungen jemals an Frau Sitte verarbeiten dürfen? Nein, das ist eher unwahrscheinlich. Warum? Darum.   (MK am 26. 7. 2016)

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