In den asozialen Netzwerken gilt die merkwürdige
Regel, dass ein tendenziöser oder auch bloß süffisanter Kommentar zu
einem Anschlag bzw. dessen parteipolitische Wertung moralisch
verkommener seien als die Bluttat selber.
Ich unterstelle, dies hängt
vor allem damit zusammen, dass für den durchschnittlichen Angehörigen
unseres entkräfteten Greisenvolkes die Tat selber und die reale Straße
als Ort der Auseinandersetzung nicht mehr in Frage kommen, in dieser
Sphäre dominieren längst die virilen und robusten Willkommenen, der
brave Deutsche ficht seine finalen politischen Kämpfe mit heiligem Ernst
im Netz aus, und deswegen bedeutet ihm, was dort "gepostet" wird, am
Ende mehr als das, was in der Realität passiert. Im Netz lassen sich die
Tatsachen auch leichter ignorieren, verdrehen, zurechtbiegen (ich
spreche durchaus pro domo), dort kann noch getagträumt und in
aller Faktenresistenz moralisiert werden, auch die Verfolger und
Inquisitoren kommen hier ohne persönliches Risiko auf ihre Kosten; das
Netz ist gewissermaßen der letzte Zufluchtsort einer verspäteten
Schrumpelform des deutschen Idealismus.
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