Ihnen geht die «arabische Lärmkultur» auf die Nerven. Wie
reagieren Ihre Landsleute, wenn Sie sie im öffentlichen Raum
zurechtweisen?
Ich habe eine Methode im Umgang mit diesen Leuten.
Ich gehe hin und sage auf Arabisch: «Mein Name ist Bassam Tibi. Ich bin
aus Damaskus, ich bin Muslim wie du, ich lebe hier und bin dankbar
dafür.» Dann sage ich: «Ihr benehmt euch unanständig. Das ist gegen
syrische Sitten.» – Ich beschäme sie also, und wenn das nicht
funktioniert, zitiere ich Verse aus dem Koran und sage, sie würden sich
unislamisch benehmen. Ich kenne den Koran in- und auswendig, mit Suren
kriege ich sie klein. Glauben Sie mir: Wenn ich Arabisch rede mit
arabischen Argumenten, habe ich mehr Macht über diese Leute als ein
deutscher Polizist.
Der normale Deutsche kann nicht Arabisch
und kommt nicht aus Damaskus. Sie wünschten sich aber gerade, dass
Deutsche mehr reklamieren, wie Ihre Kultur funktioniert. Wie soll das
gehen?
Ich habe lange in Amerika gelebt. Muslimische Jugendliche
in Boston, New York und Washington haben eine Mischung aus Angst und
Respekt, wenn sie einen Polizisten sehen. Sie wissen, dass sie ins
Gefängnis kommen, wenn sie ihn frech behandeln. Die deutschen
Ordnungsbehörden müssen Ausländer, die sich gegen den Staat verächtlich
verhalten, in die Schranken weisen. Das passiert aber nicht. Die Angst
vor dem Rassismus-Vorwurf ist in Deutschland grösser als die Angst vor
dem Verfall der öffentlichen Ordnung. Interview mit Bassam Tibi
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.