Welch unruhige Zeit! Einen Tag zuvor schockiert Europa die Nachricht
vom Terrorangriff in Nizza, bei dem ein offenbar islamistischer Tunesier
mit einem tonnenschweren Lkw 84 Menschen ermordete, da verbreitet sich
vergangenen Freitag die Nachricht von einem Militärputsch in der Türkei.
Nach Stunden wird klar, daß der unkoordinierte Umsturz fehlschlägt und
Staatschef Erdoğan den Anlaß postwendend nutzt, um eine riesige
Verhaftungswelle gegen mißliebige Richter, Anwälte, Polizisten, Militärs
und Oppositionelle durchzuführen.
Wir erleben die erneute und tiefgreifende Erschütterung von
Gewißheiten. Der eingebildete immerwährende Frieden, auf den sich die
europäischen Demokratien selbstzufrieden gebettet sahen, er entpuppt
sich als trügerisch, die felsenfest geglaubte Ordnung als fragil, die
innere Sicherheit als Schimäre – wenn die Wachsamkeit erlahmt, der Wille
zur Verteidigung des eigenen Lebens und der eigenen Gemeinschaft in
Auflösung begriffen ist.
Mit äußerster Brutalität schafft die türkische Regierung Fakten nach
dem Putsch, von dessen Durchführung sie vermutlich kaum überrascht wurde
und den sie bei ihren Planungen offenbar längst einkalkuliert hatte.
Die Deklamation des Protestes aus europäischen Staaten, Demokratie und
Rechtsstaatlichkeit zu wahren, doch nicht die Todesstrafe einzuführen,
mit dem Abbruch des EU-Beitrittsverfahrens zu drohen, müssen sich in den
Ohren der machtbewußten Führung um den Potentaten Erdoğan erbärmlich
anhören.
Erdoğan blickt auf eine EU, die als bürokratischer Riese erscheint,
die sich in den entscheidenden Momenten des politischen Ernstfalls, in
denen sich Souveränität erweist, als impotenter Zwerg entblößt.
Im
Zentrum der EU liegt ein Vakuum namens Deutschland, das seine
Unfähigkeit, die eigenen Grenzen zu schützen, großspurig als humanitären
Fortschritt feiert und mittels des Türkei-Abkommens diese undankbare
Aufgabe an den Bosporus auslagerte.
Ob Ankara das weiterhin tut, wenn Griechenland geflüchtete Soldaten
nicht auf Knopfdruck ausliefert? Wer wird eigentlich diese arroganten
„Zivilgesellschaften“ gegen eine echte militärische Bedrohung
verteidigen, wenn sich die EU-Kernstaaten aus Dekadenz schon weigern,
illegale Masseneinwanderung selbst unter Kontrolle zu bringen? In Ankara
lacht man sich über die Weicheier in Brüssel und Berlin kaputt.
Die immer bedrohlichere Weltlage nötigt uns zum Umdenken. Bevor wir
andere politisch belehren wollen, muß unser Staat das Heft des Handelns
wieder selbst in die Hand nehmen. Wir sind auf Terror und Bürgerkrieg
nicht ausreichend vorbereitet. Die Aussetzung der Wehrpflicht und eine
der Diversity und Frauenquoten statt der Kampfkraft verpflichtete Bundeswehr ist
Zeichen der Weltfremdheit unserer Tage. Dieter Stein
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