Die Minuten nach einem gemeinsam gesehenen Kinofilm sind in unserer
Familie stets heikel. Bei uns wird während eines Films nicht geflüstert
und getuschelt. Es bleibt also bis zum Ende unklar, wie der andere es
fand.
Es gab schon Fälle, wo man nach der Vorführung auf der Straße stand
und gemeinsam tief seufzte. Allerdings kam aus dem einen Mund das Urteil
„unterirdisch!“, aus dem anderen „genial“. Und dann wurde die Heimfahrt
über gestritten. Selten, aber gelegentlich doch.
Abbrüche erfolgen, wenn, dann unter meiner Regie, Kubitschek neigt da
zu geldökonomischen („wir haben doch bezahlt!“), ich zu
zeitökonomischen Überlegungen („der Mist klaut mir Lebenszeit!“).
Heute war ich mit den beiden großen Mädchen „Lou Salome“ anschauen.
Gutes Omen war schon mal, daß wir schwiegen, wo das Restpublikum
(ausverkaufter Saal!) lachte und dort lachten, wo die anderen schwiegen.
Nach dem Abspann auf der Straße aus drei Mündern: „Hinreißend!“
„Unglaublich gut!“ „Perfekt!“.
Ach, wie gut, wie hervorragend hat uns dieser Film (Regie: Cordula
Kablitz-Post) gefallen! So recht nach unserem Geschmack. Besonderes
Kunststück: wie hervorragend die Protagonisten (Nietzsche, Nietzsches
Schwester Elisabeth, Paul Rée, Malwida von Meysenburg, Lou selbst in
drei Lebensaltern ohnehin) besetzt waren – schier unglaublich. „Ist
übrigens ein hübsches Poem von Lou Salome; könnt Ihr Euch merken“,
doziere ich und wiederhole: „Die Welt, sie wird Dich schlecht begaben,
glaube mirs, sofern Du willst ein Leben haben, raube Dirs!“ Die Töchter,
milde: „Ja, Mama. Die Lou-Salome-Postkarte mit diesem Zitat hast Du uns
schon vor Jahren geschenkt. Ham wir längst kapiert.“ EK
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