Wenn sich Angela Merkel eines Themas annimmt, dann kann man davon
ausgehen, dass es ihr am Herzen liegt: Das Weltklima soll gerettet, die
Energiewende zu Ende gebracht und die Elektromobilität ausgebaut werden.
Zuletzt hat die Kanzlerin Migranten, die nach Deutschland gekommen
sind, zur Toleranz gegenüber deutschen Essgewohnheiten aufgerufen. Das
hörte sich so an:
„Auf der einen Seite können wir respektieren, wenn jemand
bestimmte Bräuche oder bestimmte Regeln hat, auf der anderen Seite darf
das natürlich nicht zu einer Einschränkung führen für die, die andere
Regeln haben, das heißt, man muss darauf achten, dass die Vielfalt
unserer Angebote, wie wir sie gewöhnt sind, weiterhin erhalten bleibt,
aber dass zum Beispiel gekennzeichnet ist, wo eben Schweinefleisch
verwendet wird. Aber die Toleranz gehört dazu, dass wir uns in unseren
Essgewohnheiten jetzt nicht verändern müssen, wir wissen ja selber, dass
es Menschen gibt, die sich vegetarisch ernähren, dass es Menschen gibt,
die diese oder jene Vorlieben haben, damit sind wir bis jetzt klar
gekommen und das sollten wir auch jetzt tun.“
Okay, genau genommen war es kein Aufruf zur Toleranz gegenüber
„deutschen Essgewohnheiten“, es war das bekannte
Einerseits-Andererseits-Geschwurbel der Kanzlerin, die sich gerne unklar
ausdrückt, damit sie hinterher sagen kann, so habe sie es nicht
gemeint.
Was war es aber, das sich hinter ihren Worten versteckte? Wollte sie
die Deutschen dazu anhalten, noch mehr Schweinefleisch zu essen – bis
jetzt sind es 38 Kilo pro Kopf und Jahr – oder war es umgekehrt: Lautete
die Botschaft: „Bitte, esst weniger Schweinefleisch!" Wollte sie
Lebensmittel, in denen man kein Schwein vermuten würde, Kalbsleberwurst
zum Beispiel, Hasenpastete oder Gummibärchen, kennzeichnen, um den
Verbrauchern die „informierte Kaufentscheidung“ zu ermöglichen?
Ausgeschlossen scheint dagegen, dass sie, wie in den deutschen Medien
berichtet, die Migranten zur Toleranz gegenüber deutschen
Essgewohnheiten aufrufen wollte. Es wäre das erste Mal in der Geschichte
der Migration, dass die Zugewanderten gebeten würden, die Bräuche der
Einheimischen zu tolerieren.
Nein, so weit würde unsere Kanzlerin nie sinken. Henryk Marcin Broder
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