Stationen

Donnerstag, 14. Juli 2016

Erklärbär

Liebe Kinder, Ihr kennt doch alle den Claus Kleber vom „heute-journal“? Im Wechsel mit Marietta Slomka – das ist die Frau, bei deren Auftauchen Ihr immer gleich die Eisblumen an den Fenstern sucht – erklärt er Euch und Euren Eltern und Großeltern die Welt. Das „heute-journal“ ist im Grunde ein 30-minütiger Kommentar, der immer wieder von lästigen Einspielfilmchen unterbrochen wird. Herr Kleber hat sich vorgenommen, Nachrichten „einzuschätzen“ und „einzuordnen“, was eigentlich nur bedeutet, dass er sagt, wie Ihr etwas zu verstehen habt. Wer die Guten und wer die Bösen sind. Der Herr Kleber weiß das nämlich.

Oder er tut so. Mitunter liegt er mit seiner Einschätzung ziemlich daneben, etwa, wenn er behauptet, mit einem arabischen Terrorfürsten sei auch die Hoffnung auf Frieden gestorben. Für so etwas zahlen Eure Eltern dann Gebühren, damit Claus Kleber auch anständig verdient. Der Herr Kleber bedankt sich dann bei Frau Merkel dafür, indem er nicht auf sie schimpft, sondern zum Beispiel auf einen bösen Mann in Bayern.

Zuletzt schimpfte er auf einen Mann mit einer lustigen blonden Frisur, den Boris. Dieser Populist habe die anderen Briten mit Lügen gegen Europa aufgehetzt, und, nachdem er sein finsteres Werk verrichtet habe, sich feige vom Acker gemacht, sich „vor der Verantwortung gedrückt“. Der Boris wollte nämlich nicht neuer Chef werden, und der Herr Kleber und seine Kollegen dachten, das könne nur bedeuten, dass der Boris sich jetzt in ein einsames Kloster im Himalaya zurückzieht und für den Rest seines Lebens Buße tut.

Aber jetzt haben die Briten eine neue Chefin, und die hat den Boris zum Außenminister ernannt. Das ist eine sehr verantwortungsvolle Position in einem wichtigen Land, Großbritannien ist eine Atommacht, und der Boris ist jetzt auch noch Chef vom Geheimdienst. Der Herr Kleber aber steht noch immer als überbezahlter schräger Erklärbär neben einem absurd großen Schreibtisch und muss, weil er sich total verschätzt hat, jetzt, wie man in England sagt, seine Worte essen.   Claudio Casula

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