Liebe Kinder, Ihr kennt doch alle den Claus Kleber vom „heute-journal“?
Im Wechsel mit Marietta Slomka – das ist die Frau, bei deren Auftauchen
Ihr immer gleich die Eisblumen an den Fenstern sucht – erklärt er Euch
und Euren Eltern und Großeltern die Welt. Das „heute-journal“ ist im
Grunde ein 30-minütiger Kommentar, der immer wieder von lästigen
Einspielfilmchen unterbrochen wird. Herr Kleber hat sich vorgenommen,
Nachrichten „einzuschätzen“ und „einzuordnen“, was eigentlich nur
bedeutet, dass er sagt, wie Ihr etwas zu verstehen habt. Wer die Guten
und wer die Bösen sind. Der Herr Kleber weiß das nämlich.
Oder er tut so. Mitunter liegt er mit seiner Einschätzung ziemlich
daneben, etwa, wenn er behauptet, mit einem arabischen Terrorfürsten sei
auch die Hoffnung auf Frieden gestorben. Für so etwas zahlen Eure
Eltern dann Gebühren, damit Claus Kleber auch anständig verdient. Der
Herr Kleber bedankt sich dann bei Frau Merkel dafür, indem er nicht auf
sie schimpft, sondern zum Beispiel auf einen bösen Mann in Bayern.
Zuletzt schimpfte er auf einen Mann mit einer lustigen blonden Frisur,
den Boris. Dieser Populist habe die anderen Briten mit Lügen gegen
Europa aufgehetzt, und, nachdem er sein finsteres Werk verrichtet habe,
sich feige vom Acker gemacht, sich „vor der Verantwortung gedrückt“. Der
Boris wollte nämlich nicht neuer Chef werden, und der Herr Kleber und
seine Kollegen dachten, das könne nur bedeuten, dass der Boris sich
jetzt in ein einsames Kloster im Himalaya zurückzieht und für den Rest
seines Lebens Buße tut.
Aber jetzt haben die Briten eine neue Chefin, und die hat den Boris zum
Außenminister ernannt. Das ist eine sehr verantwortungsvolle Position in
einem wichtigen Land, Großbritannien ist eine Atommacht, und der Boris
ist jetzt auch noch Chef vom Geheimdienst. Der Herr Kleber aber steht
noch immer als überbezahlter schräger Erklärbär neben einem absurd
großen Schreibtisch und muss, weil er sich total verschätzt hat, jetzt,
wie man in England sagt, seine Worte essen. Claudio Casula
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