Aiman Mazyek ist Vorsitzender des Zentralrates der Muslime in Deutschland (ZMD). In einem Gastkommentar beim Tagesspiegel
äußerte er sich zum Attentat in Würzburg. Solche Angriffe, so
argumentiert er, sollen Zweitracht säen. Das Ziel der Attentäter sei,
die Stimmung im Lande zu kippen. Die Bevölkerung in Deutschland oder
Frankreich solle gespalten werden. Denn nach solchen Ereignissen würden
Muslime stets unter Generalverdacht gestellt werden.
Glaubt Herr Mazyek tatsächlich, daß dies die Motive der Täter sind?
Sich selbst umzubringen, um die Gesellschaft zu spalten? Um die Europäer
gegen die Muslime aufzubringen?
Herr Mazyek vergißt wichtige Punkte. Die Attentäter folgen ihren
islamischen Vorbildern. Sie handeln nach den Vorgaben des Dschihad, des
Heiligen Krieges. Sie finden in der Scharia, in den Hadithen und in den
Predigten der Imame ihre Bezugspunkte. Die Idee des Selbstmordattentats
fällt nicht vom Himmel. Die Täter haben konkrete Vorbilder. Die Kultur
des Dschihad wird ihnen vorgelebt. Selbst die moderaten Muslime
distanzieren sich nicht davon. Hinzu kommen Aspekte individueller Rache
für persönliche Schicksale.
Die Muslime stellen sich als Opfer eines Generalverdachts dar. Die
Attentäter seien Ausnahmen. Das alles habe mit dem Islam nichts zu tun.
Doch vergeblich sucht man eine klare Distanzierung. Wo bleiben die
muslimischen Friedensdemonstrationen? Warum gehen die Muslime in
Frankreich und Deutschland nach den Attentaten nicht zu Tausenden auf
die Straße, um zu rufen: Nicht in unserem Namen?
In einem Punkt hat Herr Mazyek recht: „Diese Taten sind gar keine
Einzeltaten.“ Das ist richtig. Es ist ein Massenphänomen. Deshalb müssen
die Muslime selbst aktiv werden. Sie müssen in ihren eigenen Reihen
darauf achten, daß sich der Extremismus nicht weiter verbreitet.
Was tun die Muslime in ihren Moscheen, wenn radikalisierte Salafisten
in ihren Reihen beten? Distanzieren sie sich von ihnen? Wie reagieren
Muslime auf radikale Predigten ihrer Imame? Werden die Imame öffentlich
kritisiert? Distanziert sich die islamische Gemeinde von diesen Imamen?
Wir hören davon nichts. Warum achten so viele Muslime in Europa peinlich
genau darauf, was die Islamgelehrten aus Kairo oder Saudi-Arabien
predigen? Warum ist es für die Dschihadisten so einfach, die Begründung
für ihre Attentate aus der Scharia und den Hadithen abzuleiten?
Ein Wort an Herr Aiman Mazyek direkt: Distanzieren Sie sich von der
Scharia. Erklären Sie, daß Recht und Religion getrennt gehören und
helfen Sie aktiv bei der Bekämpfung der Scharia. Erklären Sie, daß Sie
unser Wertesystem auch dann anerkennen und bewahren würden, wenn die
Muslime in der Mehrheit wären.
Fordern Sie die Muslime in Deutschland auf, Fundamentalisten und ihre
Vorstellungen des Dschihad zu ächten. So gewinnen die moderaten Muslime
an Glaubwürdigkeit und nicht durch das Beklagen der eigenen Opferrolle
jedes Mal, wenn im Namen Ihrer Religion Menschen ermordet oder schwer
verletzt werden. Beatrix von Storch
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