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Dienstag, 23. August 2016

Deutschland wie Italien, aber ohne gute Küche, fantastische Städte, interessante Menschen, Sonne, Meer, kulturelle Vielfalt und Artenreichtum

Mit einem Durchschnittsalter seiner Einwohner von fast 47 Jahren bleibt Deutschland demografisch der kranke Mann Europas. Ohne Einwanderung fällt die Zahl der 20- bis 65-Jährigen zwischen 2015 und 2060 von 48 auf 28 Millionen. Bleibt es bei diesem Niedergang sowie der jährlichen Abwanderung von 140 000 Hochkompetenten, könnte den längst verlorenen Industrien (Kameras, Computer, Telefone, Fernseher, Tonträger, Schiffbau usw.) auch der Maschinen- und Autobau folgen.
Das Land leidet an drei Folgen der Einwanderungspolitik: Erstens holte man zwischen 1960 und 1980 ungelernte Arbeitskräfte für Fabriken, Minen und Stahlwerke. Seit dem Niedergang dieser Industrien werden viele der Entlassenen und ihre Familien aus bescheidenen, aber stetigen Sozialtransfers finanziert. Da das für die Entwicklung der Jüngsten suboptimal bleibt, standen schon bei Pisa 2006 in keinem Land der Welt Migrantenkinder tiefer unter den Schulleistungen der Einheimischen als in der Bundesrepublik. Zweitens erhofft man sich von neuen Milliarden für die alte Pädagogik Verbesserungen bei der zweiten Generation; trotzdem endet bei Pisa 2012 mehr als die Hälfte der Migrantenkinder mangelhaft in Mathematik. Weil auch bei den Einheimischen 30 Prozent scheitern, sind bald 40 Prozent aller Kinder nicht zukunftsfähig. Drittens wiederholte man 2015 (bei nur 10 Prozent bestens Vermittelbaren unter einer Million Flüchtlingen) die Langzeitbelastung der Anwerbepolitik der 1960er Jahre. Nun steht man in einer historischen Phase, in der selbst ein Bauer bald nur noch mithalten kann, wenn er die vielfältigen Datenströme aus der Cloud verstehen und kombinieren kann.
Für eine Wende muss dreierlei geschafft werden: Erstens braucht man hochqualifizierten Ersatz für die jährlich 400 000 Ungeborenen, weil von den 1,1 Millionen erforderlichen Babys nur 700 000 das Licht der Welt erblicken. Zweitens benötigt man Versorger für die auf Arbeitsmärkten nicht Vermittelbaren. Drittens muss man endlich den Braindrain stoppen, der einem Fünftel der Geburtenzahl entspricht. Mit hoher Sicherheit kehren von den 140 000 nur 60 000 zurück. Partiell gelingt der Ausgleich durch Abwerbungen von Osteuropäern. Als Fiasko endete allerdings der Plan, ihnen im Gegenzug Zugewanderte aus Afrika und dem arabischen Raum zuzuschanzen und das auch noch als europäische Dublin-Solidarität zu verkaufen. Da von Deutschlands 27 Millionen Nettosteuerzahlern 12 Millionen direkt oder indirekt vom Staat abhängen, bleiben gerade 15 Millionen, die den Karren gegen die globale Konkurrenz ziehen. Rund 8 Millionen davon sind jünger als 44, können also in die Kompetenzfestungen («Pässe nur an Asse») zwischen Norwegen und Neuseeland entkommen. Die bessere Hälfte davon bildet den Talent-Pool, an dem Deutschlands Zahlungsfähigkeit hängt. Das entspricht den 4 Millionen Tüchtigen, die zwischen 2016 und 2020 rund 100 Milliarden Euro an Steuergeldern allein für die Flüchtlinge von 2015 zu leisten haben.
Die Gelder fehlen für Investitionen etwa beim Glasfaser-Internetzugang, und gerade die Könner, denen man den Fall der deutschen Konkurrenzfähigkeit von weltweit Rang 6 (2014) auf 12 (2016) nicht dauerhaft verheimlichen kann, werden dadurch mindestens so demoralisiert wie durch Terror und sexuelle Übergriffe. Wenn Politiker sich mit neuen Hilfsmilliarden profilieren, heisst das letztlich: Opfert euch für Rentner, Fremde und den Euro, aber endet selber arm im Alter.
Kompetenzfestungen, die ihre Bürger zwar fordern, aber nicht überlasten und ihnen deshalb 75 statt 50 Prozent des Verdiensts in der Tasche lassen, nehmen jährlich bis zu 80 000 in Deutschland Entmutigte auf. Sie können nur wenige der knapp 600 Millionen nehmen, die heute in Afrika und dem Islamgürtel von Europa träumen, weil sie nur selten zu ihren Qualifikationsprofilen passen. 300 000 Deutsche dagegen, die es bis 2014 in die Schweiz schafften, helfen der kleinen Demokratie, an der Weltspitze zu bleiben. Der CH-Brainpower-Index von 43 (43 Mathe-Asse auf 1000 Schüler) liegt mittlerweile so deutlich vor dem nördlichen Nachbarn (26), dass man bei Hightech-Exporten pro Kopf 275 Prozent der deutschen Leistung erreicht. Singapur hält mit 91 nicht nur den Brain-Rekord, sondern bei 43 Prozent Migranten zugleich den Weltrekord an Fremden.
Die Schweiz führt mit 37 Prozent Migranten und Ausländern in Europa. Nicht Fremdenangst, sondern – unabhängig von Hautfarben und Göttern – Offenheit gegenüber Menschen, die ihre Schularbeiten gemacht haben, hält diese Länder vorne, obwohl sie bei den Geburtenzahlen ebenfalls am unteren Limit fahren. Diese unbezahlbare Politikberatung gibt es für Berlin kostenlos.  Gunnar Heinsohn

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