L’etat c’est moi – in einer Woche wissen wir mehr. „Der Staat bin ich!" will der Sonnenkönig nie gesagt haben, genauso wenig wie Marie-Antoinette nie
gesagt haben soll: „Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie doch
Kuchen essen!" Bei Marie-Antoinette ist es nicht ganz so gut
ausgegangen. Mit dem Übernehmen von Verantwortung tun sich die
Absolutisten schon immer schwer.
So ist es auch bei Angela, der Alternativlosen. Wenn es eines Tages
ernst wird, wird sie elegant beiseitetreten und die Kugel trifft
irgendeinen nützlichen Idioten, der dumm genug war, sich hinter sie zu
stellen. Nicht die Kanzlerin hat die Energiewende entschieden, sondern
ein paar sich geehrt fühlende Knallchargen einer dubiosen Ethikkommission. Und über die Flüchtlingskrise? Es gibt nichts Schriftliches.
Kurz nach dem Tsunami in Japan und nur ein paar Tage vor den
Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz beschloss Angela Merkel zusammen mit
fünf Länder-Ministerpräsidenten die Sofortstillegung – das so genannte
„Dreimonatsmoratorium“ - von sieben Kernreaktoren in Deutschland, die
alle mit einer gerade um 10 Jahre verlängerten ordentlichen
Betriebsgenehmigung ausgestattet waren und vor sich hin produzierten.
Die Betreiber wurden nicht einmal angehört. So eine Vorgehensweise ist
in Deutschland gesetzwidrig und könnte auch Enteignung genannt werden.
Das Bundesverwaltungsgericht erklärte die Anordnung dann auch
folgerichtig für rechtswidrig. Als Angela Merkel vor dem
Untersuchungsausschuss des Hessischen Landtages dazu aussagen musste –
es war der zweite Fall in der Geschichte der Bundesrepublik, dass ein
Kanzler vor einem Untersuchungsausschuss aussagen muss – erklärte sie
sich schlichtweg für „nicht zuständig“. Es habe keine entsprechende
Weisung aus Berlin gegeben, die Atomaufsicht sei schließlich
Ländersache.
Das nach der Fukushima-Katastrophe von Bundesregierung und Ländern
beschlossene AKW-Moratorium sei zwar eine gemeinsame politische
Entscheidung gewesen, für die Umsetzung seien aber rechtlich die Länder
zuständig gewesen. Es habe auch keine „Weisung“ an die Länder gegeben,
sagte Merkel mehrfach in einer fast dreistündigen Zeugenvernehmung.
Interessant ist: Kohl musste noch persönlich vor dem
Untersuchungsausschuss erscheinen. Der hessische Untersuchungsausschuss
hingegen reiste nach Berlin an den Hof und trat bei der Herrscherin im
Kanzleramt an.
Ergebnis - die Weisung haben sich die Ministerpräsidenten
nur eingebildet. Und bezahlen muss es sowieso der Steuerzahler.
So hat Angela Merkel auch nichts mit der Energiewende zu tun,
schließlich handelte die Regierung lediglich auf eine Empfehlung der
eilig zusammengeschusterten Ethikkommission, bei deren Berufung durch
die Kanzlerin ganz zufällig Fachleute aus- und vorgelassen wurden.
So
empfahlen drei ehemaliger Minister, ein Professor für Umformtechnik,
zwei Soziologen, zwei Landesbischöfe, ein Präsident des
Katholikenverbandes, ein Gewerkschaftsführer, ein Präsident der UNESCO,
eine Philosophin, eine Wirtschaftswissenschaftlerin und eine
amerikanische Politikwissenschaftlerin die Zukunft der
Elektroenergieerzeugung im hochindustrialisierten Deutschland.
Sie wurden „berufen“ von einer Frau, die eigentlich als „Physikerin“
schon wissen sollte, dass Katholizismus nichts mit Kathoden zu tun hat
und Umformtechnik nichts mit Umspannwerken. Von der Qualifikation
ehemaliger Minister, Soziologen und Politikwissenschaftler für
Energiesysteme ganz zu schweigen. Auf deren Empfehlung hin beschloss der
Bundestag am 30. Juni 2011
einen deutschen Alleingang, der nun den Steuerzahler Jahr für Jahr fast
30 Milliarden Euro kostet und bestenfalls zu nichts führt.
Bei der folgenschwersten Entscheidung der Nachkriegsgeschichte wurde
der Bundestag erst gar nicht mehr gefragt. In der Nacht vom 4. auf den
5. September entschied die Kanzlerin gegen deutsches und europäisches
Recht hunderttausende Flüchtlinge unkontrolliert aus Ungarn nach
Deutschland zu lassen. Nicht nur Deutschland wurde entgrenzt, sondern
auch die Macht der mächtigsten Frau der Welt. Diese, das ganze Land und
seine Zukunft verändernde Entscheidung hat Bundeskanzlerin Angela Merkel offenbar ohne „schriftliche Vorbereitung“ getroffen. Das erklärte das Kanzleramt auf Anfrage des „Spiegels“. „In
Situationen, in denen eine zeitnahe Entscheidung erforderlich ist,
lässt sich der Leitungsbereich nicht selten mündlich oder fernmündlich
informieren und beraten“, erklärte eine Mitarbeiterin des Kanzleramts.
Seltsamerweise ist die „zeitnahe Entscheidung“ nach einem Jahr immer
noch in Kraft und wird dazu führen, dass im Jahre 2016 eine weitere
Million Menschen mit Hilfe des „Sesam öffne dich“ gleichen Zauberwortes
„Asyl“ im deutschen sozialen Netz aufgefangen werden müssen.
Der
Steuerzahler zahlt das ja.
Das Dubliner Abkommen „ausgesetzt“? Wozu sind Gesetze da? Um sie
kraft der Richtlinienkompetenz einer Basta-Frau „auszusetzen“. Für die l’etat c’est moi-Kanzlerin
kein Problem, geht mit dem Smartphone ganz einfach und lässt sich ohne
etwas Schriftliches hinterher kaum gerichtsfest nachweisen. Und die
Bundestagsabgeordneten können auch in Zukunft beruhigt weiter im
Plenarsaal auf den Handis daddeln, es gibt keine Entscheidung des
Bundestages über diese Frage. Jeder der 631 Volksvertreter wird eines
Tages berechtigt sagen können: „Ich bin’s nicht gewesen, ich wurde nicht
einmal gefragt“.
Es geht deshalb so einfach, weil bei absolutistischen Herrschern die
Entourage jedes Wimperklimpern als gottgegebene Anweisung wertet und den
Hofberichterstattern keinerlei Kritik an der Sonnenkanzlerin einfällt.
Es geht deshalb so einfach, weil die Opposition im Bundestag ein Witz
geworden ist, und die echte Opposition in den moralischen Untergrund
verbannt wurde und von dort aus einen fast aussichtslos erscheinenden
Kampf gegen Verleumdung, Verächtlichmachung und absolutistische Macht
führt.
Und es müsste schon ein Wunder geschehen, damit diese schüchterne
Resistance einen Machtwechsel herbeiführt. Dazu müsste sie bei den
Wahlen nämlich weit über 50% der Stimmen bekommen, weil sonst die
GaGroKO (Ganz grosse Koalition aus CDUCSUSPDFDPGRÜNELINKE) an die Macht
kommt und die Sonnenkanzlerin genauso weitermachen kann, wie bisher.
Derzeit lassen Ihre Majestät uns noch auf ihre Entscheidung warten, im
Jahre 2017 huldvoll erneut als mächtigste Frau der Welt antreten wird.
Was zu befürchten ist.
In einer Woche wissen wir ein wenig mehr. Dann hat der wirkliche
Souverän, im Politikerdeutsch auch gern Angstbürger, Latenznazi,
verrohte Mitte oder Pack genannt, einmal mehr gesprochen. Die Frage ist:
wie lange lässt sich ein Volk den politischen Stinkefinger zeigen.
Ernsthafte Prognosen über die kommende Wahl sind ja selten geworden.
Meine Prognosen mache ich mir selbst aus den Leserzuschriften, welche
die Hürden überwinden. Danach sieht es nicht ganz so gut aus für unsere
Sonnenkanzlerin, der ja angeblich - großzügig aufgerundet - noch "fast jeder zweite Deutsche" huldigt. Manfred Haferburg
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