Manchen Publizisten kann man schwerlich Ärgeres antun, als sie zu zitieren. Im aktuellen Zeit-Magazin schreibt der Journalist Harald Martenstein, auf mein Actum diurnum vom 28. Juni erwidernd:
„Ich
lese oft, die Partei AfD sei gegen die Zuwanderung von Muslimen
eingestellt. Das ist Lügenpresse. Jeder Mensch kann morgen in die AfD
eintreten und dort dafür eintreten, dass nur noch Muslime nach
Deutschland einwandern dürfen, sie müssen aber außerdem schwarz und
schwul sein. Alle anderen werden zurückgewiesen. Woher ich das weiß? Der
Spindoctor von Frauke Petry, der ehemalige Focus-Redakteur Michael Klonovsky, hat es mir persönlich versprochen.
Andernorts
schreibe ich eine persönliche Kolumne. Da hatte ich mir den Fall Gedeon
vorgenommen. Wolfgang Gedeon ist ein AfD-Landtagsabgeordneter in
Baden-Württemberg. Er hat mit viel Schmackes ein antisemitisches Buch
geschrieben. Der Fraktionsvorsitzende Meuthen wollte ihn aus der Partei
werfen, ist damit aber gescheitert. Die Fraktion spaltete sich. Für mich
scheint dieser Vorfall zu belegen, dass in jener Partei der
Antisemitismus über eine solide Massenbasis verfügt. (…)
Nun
schrieb also Klonovsky, den man, wenn man links wäre, einen
‚AfD-Chefideologen‘ nennen würde, eine Entgegnung. Er schreibt erstens,
dass ich die AfD nur aus Opportunismus kritisiere. Ich wolle nämlich
nicht von den ‚Partyeinladungslisten der Guten‘ verschwinden. Zweitens
liege Gedeon gar nicht so falsch mit seiner Warnung vor der jüdischen
Weltherrschaft, denn unter der Herrschaft des Judentums drohe allen, die
nicht die Thora anerkennen, die Todesstrafe. Dazu zitiert er einen
Professor. Das müsse man aber nicht ernst nehmen, so hart werde es schon
nicht kommen, obwohl dieses ‚Völkchen‘. das ’seit Olims Zeiten Geist
und Geld besitzt’, von ‚Vergeltungsgelüsten durchsetzt‘ sei. Eine
überzeugendere Distanzierung vom Antisemitismus hat man selten gelesen.
Und die Deutschen essen seit Olims Zeiten immer nur Schweinebraten,
stimmt’s? Trotzdem ist Klonovsky dafür, Gedeon aus der Partei zu werfen –
aus Opportunismus womöglich? Nun aber kommt das Beste.
Zitat
Klonovsky: 'Wir schließen Judenfeinde aus, aber wir tun dies nicht auf
Knopfdruck und pawlowschen Reflex, wir sind und bleiben als Partei ein
Schutzraum der freien Rede, die mit einer gewissen Notwendigkeit die
dumme, bösartige Rede einschließt.‘ Da hat einer etwas nicht begriffen.
Meinungsfreiheit ist ein Grundrecht, aber eine Partei, in der man jede
Meinung äußern kann, hat die Welt noch nicht gesehen. Wenn Sie in der
FDP die Wiedereinführung der DDR fordern, werden Sie ausgeschlossen,
obwohl die Forderung erlaubt ist. Nur in der AfD, dem Führerbunker der
Meinungsfreiheit, wird jede Meinung gern gesehen. Ich glaube, ich trete
ein und fordere, dass alle schwarzen, schwulen Muslime der Welt auf
Knopfdruck den deutschen Pass erhalten. Klonovsky habe ich auf meiner
Seite."
Und hier
zum Vergleich der Text, auf den er sich bezieht. Wer sich nach der
Parallellektüre darauf versteigt, Herrn Martenstein einen Lump zu
nennen, wird nur auf schwachen Widerstand meinerseits treffen. MK am 25. 8. 2016
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