Mit einem Durchschnittsalter
seiner Einwohner von fast 47 Jahren bleibt Deutschland demografisch der
kranke Mann Europas. Ohne Einwanderung fällt die Zahl der 20- bis
65-Jährigen zwischen 2015 und 2060 von 48 auf 28 Millionen. Bleibt es
bei diesem Niedergang sowie der jährlichen Abwanderung von 140 000
Hochkompetenten, könnte den längst verlorenen Industrien (Kameras,
Computer, Telefone, Fernseher, Tonträger, Schiffbau usw.) auch der
Maschinen- und Autobau folgen.
Das
Land leidet an drei Folgen der Einwanderungspolitik: Erstens holte man
zwischen 1960 und 1980 ungelernte Arbeitskräfte für Fabriken, Minen und
Stahlwerke. Seit dem Niedergang dieser Industrien werden viele der
Entlassenen und ihre Familien aus bescheidenen, aber stetigen
Sozialtransfers finanziert. Da das für die Entwicklung der Jüngsten
suboptimal bleibt, standen schon bei Pisa 2006 in keinem Land der Welt
Migrantenkinder tiefer unter den Schulleistungen der Einheimischen als
in der Bundesrepublik. Zweitens erhofft man sich von neuen Milliarden
für die alte Pädagogik Verbesserungen bei der zweiten Generation;
trotzdem endet bei Pisa 2012 mehr als die Hälfte der Migrantenkinder
mangelhaft in Mathematik. Weil auch bei den Einheimischen 30 Prozent
scheitern, sind bald 40 Prozent aller Kinder nicht zukunftsfähig.
Drittens wiederholte man 2015 (bei nur 10 Prozent bestens Vermittelbaren
unter einer Million Flüchtlingen) die Langzeitbelastung der
Anwerbepolitik der 1960er Jahre. Nun steht man in einer historischen
Phase, in der selbst ein Bauer bald nur noch mithalten kann, wenn er die
vielfältigen Datenströme aus der Cloud verstehen und kombinieren kann.
Für
eine Wende muss dreierlei geschafft werden: Erstens braucht man
hochqualifizierten Ersatz für die jährlich 400 000 Ungeborenen, weil von
den 1,1 Millionen erforderlichen Babys nur 700 000 das Licht der Welt
erblicken. Zweitens benötigt man Versorger für die auf Arbeitsmärkten
nicht Vermittelbaren. Drittens muss man endlich den Braindrain stoppen,
der einem Fünftel der Geburtenzahl entspricht. Mit hoher Sicherheit
kehren von den 140 000 nur 60 000 zurück. Partiell gelingt der Ausgleich
durch Abwerbungen von Osteuropäern. Als Fiasko endete allerdings der
Plan, ihnen im Gegenzug Zugewanderte aus Afrika und dem arabischen Raum
zuzuschanzen und das auch noch als europäische Dublin-Solidarität zu
verkaufen. Da von Deutschlands 27 Millionen Nettosteuerzahlern 12
Millionen direkt oder indirekt vom Staat abhängen, bleiben gerade 15
Millionen, die den Karren gegen die globale Konkurrenz ziehen. Rund 8
Millionen davon sind jünger als 44, können also in die
Kompetenzfestungen («Pässe nur an Asse») zwischen Norwegen und
Neuseeland entkommen. Die bessere Hälfte davon bildet den Talent-Pool,
an dem Deutschlands Zahlungsfähigkeit hängt. Das entspricht den 4
Millionen Tüchtigen, die zwischen 2016 und 2020 rund 100 Milliarden Euro
an Steuergeldern allein für die Flüchtlinge von 2015 zu leisten haben.
Die
Gelder fehlen für Investitionen etwa beim Glasfaser-Internetzugang, und
gerade die Könner, denen man den Fall der deutschen Konkurrenzfähigkeit
von weltweit Rang 6 (2014) auf 12 (2016) nicht dauerhaft verheimlichen
kann, werden dadurch mindestens so demoralisiert wie durch Terror und
sexuelle Übergriffe. Wenn Politiker sich mit neuen Hilfsmilliarden
profilieren, heisst das letztlich: Opfert euch für Rentner, Fremde und
den Euro, aber endet selber arm im Alter.
Kompetenzfestungen,
die ihre Bürger zwar fordern, aber nicht überlasten und ihnen deshalb
75 statt 50 Prozent des Verdiensts in der Tasche lassen, nehmen jährlich
bis zu 80 000 in Deutschland Entmutigte auf. Sie können nur wenige der
knapp 600 Millionen nehmen, die heute in Afrika und dem Islamgürtel von
Europa träumen, weil sie nur selten zu ihren Qualifikationsprofilen
passen. 300 000 Deutsche dagegen, die es bis 2014 in die Schweiz
schafften, helfen der kleinen Demokratie, an der Weltspitze zu bleiben.
Der CH-Brainpower-Index von 43 (43 Mathe-Asse auf 1000 Schüler) liegt
mittlerweile so deutlich vor dem nördlichen Nachbarn (26), dass man bei
Hightech-Exporten pro Kopf 275 Prozent der deutschen Leistung erreicht.
Singapur hält mit 91 nicht nur den Brain-Rekord, sondern bei 43 Prozent
Migranten zugleich den Weltrekord an Fremden.
Die
Schweiz führt mit 37 Prozent Migranten und Ausländern in Europa. Nicht
Fremdenangst, sondern – unabhängig von Hautfarben und Göttern –
Offenheit gegenüber Menschen, die ihre Schularbeiten gemacht haben, hält
diese Länder vorne, obwohl sie bei den Geburtenzahlen ebenfalls am
unteren Limit fahren. Diese unbezahlbare Politikberatung gibt es für
Berlin kostenlos. Gunnar Heinsohn
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