Warum die Tagesschau die Evakuierung eines Bremer
Einkaufszentrum aufgrund einer terroristischen Gefährdungslage
verschweigt, wollte ein Bürger aus Bremen von der Redaktion wissen.
Er
schrieb deshalb folgende E-Mail:
Sehr geehrte Damen und Herren,
Am 27.7.2016 wurde aufgrund einer angenommenen terroristischen
Gefährdungslage ein großes Einkaufszentrum „Weser Park“ in Bremen
evakuiert.
Ein – angeblich - psychisch kranker algerischer Asylbewerber, der mit
den Worten „Ich spreng euch alle in die Luft“ aus der Psychiatrie
entkommt, wird in Bremen von der Polizei in dem Einkaufszentrum
vermutet, weil ein Zeuge ihn auf einem Foto erkannt haben will. Außerdem
habe sich der Mann bereits am Wochenende gegenüber der Polizei zum
Amoklauf in München und dem IS-Terror geäußert.
Der Asylbewerber wird von der Polizei als selbst- und fremdgefährdend
eingestuft, war drogenabhängig. Am nächsten Tag ist er wieder auf
freiem Fuß, weil die Bremer Polizei auf einmal behauptet, der Algerier
hätte „glaubhaft versichert“ er wäre nicht im „Weser
Park“-Einkaufszentrum gewesen und hätte das alles nicht so ernst
gemeint.
Und all das ist für die Tagesschau keinen Bericht wert! Wie kommt das?
Ich bitte um Antwort.
MfG
Joachim Robrecht
Und das ist die Antwort:
Sehr geehrter Herr Robrecht,
vielen Dank für Ihre E-Mail. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir
Ihnen jetzt erst antworten; uns erreichen zur Zeit sehr viele
Zuschaueranfragen.
Die zurückliegenden Wochen mit zahlreichen Schreckensnachrichten
haben in unserer Redaktion einen Diskussionsprozess in Gang gesetzt, in
dessen Verlauf wir uns einmal mehr intensiv mit unserer Verantwortung
gegenüber der Gesellschaft auseinandergesetzt haben. Wir sind dabei zu
dem Schluss gekommen, uns eine gewisse freiwillige Zurückhaltung
aufzuerlegen, was die Berichterstattung über Bluttaten angeht. Das hat
zwei Gründe. Zum einen ist es erwiesen, dass Amok- und sonstige
Bluttaten Nachahmer animieren. Die Ereignisse der vergangenen Wochen
dürften diese These mit erschreckender Deutlichkeit belegt haben. Zum
anderen aber entsteht bei der Bevölkerung durch die Berichterstattung
über Bluttaten ein überproportionales Gefühl der Unsicherheit und Angst.
Zwar steigt die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines Terrorangriffs oder
einer Amoktat zu werden, in keiner Weise an; das subjektive
Sicherheitsempfinden der Menschen aber wird empfindlich gestört.
Uns ist bewusst, dass nun der Vorwurf erhoben wird, wir verschwiegen
mutwillig Tatsachen. Es sei Ihnen jedoch versichert, dass wir dies wenn,
dann ausschließlich aus medienethischen Gründen und aus einem
Verantwortungsgefühl der Gesellschaft gegenüber tun.
Wir danken Ihnen für Ihre Anmerkungen und hoffen, dass Sie uns als kritischer Zuschauer erhalten bleiben.
Mit freundlichen Grüßen
Publikumsservice ARD-aktuell Vera Lengsfeld
Und dank Vera Lengsfeld der Intendant des NDR Lutz Marmor zwei Tage später
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