Beim
Kampf um politische Macht hört der Spaß auf. Wir sehen das in äußerst
brutaler Form in der Türkei. Präsident Erdoğan läßt nach einem
niedergeschlagenen Putsch Hunderte Zeitungen schließen, Journalisten
verhaften – die Opposition wird weitgehend ausgeschaltet. Im Rechtsstaat
Deutschland undenkbar. Doch auch hierzulande stößt politische
Opposition auf Hürden.
Es gibt strafrechtliche Grenzen, zum gewaltsamen Umsturz sollte man
nicht aufrufen. Innerhalb dieses weiten und großzügigen Rahmens, den das
Grundgesetz mit dem Recht auf Meinungs-, Presse- und
Versammlungsfreiheit steckt, gibt es aber gesellschaftlich gewachsene
und von Interessengruppen gehütete Tabuzonen, sind Schleusenwärter der
Öffentlichen Meinung am Werk, die den wahrnehmbaren Diskurs in geordnete
Bahnen zu lenken suchen.
Die große Demoskopin Elisabeth Noelle-Neumann definierte einmal
Öffentliche Meinung als jene „Meinungen im kontroversen Bereich, die man
öffentlich äußern kann, ohne sich zu isolieren“. Der Mensch ist ein
soziales Wesen und scheut Isolation. Das Sensorium ist fein ausgeprägt,
zu spüren, wo Isolation droht. Soll nun eine politische Strömung
geschwächt werden, sinnen diejenigen, die sich an die Macht klammern,
danach, diese ihnen mißliebigen Positionen in die Ächtung zu treiben.
Nun ist die Öffentliche Meinung in den vergangenen Jahrhunderten seit
Erfindung der Druckerkunst durch keine technische Neuerung mehr
verändert worden als das Internet. Publizieren ist nun ein Kinderspiel.
Soziale Netzwerke, vorneweg die 2004 ins Leben gerufene Plattform
Facebook mit 1,7 Milliarden Mitgliedern, revolutionieren die
Kommunikation und deklassieren traditionelle Medien. Früher genügten
„Bild, BamS und Glotze“ (Gerhard Schröder), um die Bürger zu erreichen,
heute ist Wahlkampf ohne die Mobilisierungskraft der Online-Netzwerke
unvorstellbar.
Der kometenhafte Aufsteig neuer Parteien wie der Piraten oder der
Alternative für Deutschland (AfD) ist ohne Facebook wohl kaum denkbar
gewesen. Insofern ist es nachvollziehbar, daß um ihre Pfründe und
Einfluß bangende etablierte Kräfte seit längerem darauf sinnen, den
durch das Internet befreiten Geist der unkontrollierten Debatte wieder
in die Flasche zurückzubekommen.
Erdoğan läßt in der Türkei Twitter, Facebook oder Youtube von Fall zu
Fall einfach drosseln oder faktisch sperren. In Deutschland müssen
subtilere Formen gewählt werden, um Kontrolle auszuüben. So wird seit
einigen Monaten unter dem Deckmantel des Kampfes gegen „Hatespeech“,
also „Haßsprache“, in sozialen Netzwerken die Überwachung der dort
stattfindenden Debatten vorangetrieben. Als besonderer Vorkämpfer gegen
Haß im Netz sieht sich Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD), der im
vergangenen Jahr sogar eine „Taskforce“ initiierte.
Dem Staat und seinen Behörden sind, geschärft durch zahlreiche
Urteile des Bundesverfassungsgerichts, enge Grenzen auferlegt bei
Eingriffen in den Meinungskampf, dem sogenannten „Informationshandeln“.
Ein Minister darf beispielsweise eben nicht einfach mal so kraft Amtes
vor einer konkurrierenden Partei „warnen“.
Das ist der Grund, weshalb Regierungen seit einigen Jahren verstärkt
dazu übergehen, den politischen Kampf gegen politische Gegner
auszulagern und in obszöner Weise mit Hilfe von Steuergeldern über
„Nichtregierungsorganisationen“ abwickeln zu lassen, die freier (sprich
rücksichtsloser) operieren können als eine staatliche Behörde.
Im Falle der Anti-„Hatespeech“-Kampagnen finanziert nun der Bund über
das SPD-geführte Familienministerium die Arbeit der linksgerichteten
Amadeu-Antonio-Stiftung, die Informationsmaterial produziert und als
Berater tätig ist, wenn es um das Löschen von anstößigen Inhalten geht,
und das für Verbrechensbekämpfung zuständige Bundeskriminalamt
unterstützt diese Kampagne gegen „Hatespeech“ zusätzlich
öffentlichkeitswirksam.
Inzwischen erregt das Engagement der Amadeu-Antonio-Stiftung aber
immer breiteren Protest. So kritisiert die Publizistin Cora Stephan in
der Neuen Zürcher Zeitung die Zusammenarbeit mit der Stiftung,
bei der „mit staatlichem Geld und regierungsamtlicher Billigung gegen
alles vorgegangen wird, was nicht auf Linie ist“. In Deutschland führe
der Vorwurf, „rechts oder rechtsradikal zu sein, zum gesellschaftlichen
Ausschluß“, und mit Hilfe immer weitreichender Verdächtigung werde die
Zone des Sagbaren immer kleiner.
Seit ein Journalist der FAZ öffentlich machte, daß die
Amadeu-Antonio-Stiftung auf einer von ihr verantworteten
Denunziationsseite sogar CDU-Politiker einem radikalen „neurechten“
Netzwerk zuordnet und linksextreme Gruppen unterstützt, die selbst
Bundesinnenminister de Maizière (CDU) als Rassisten verunglimpfen, fällt
auch bei Unionspolitikern der Groschen, gegen wen sich der „Kampf gegen
Rechts“ in letzter Konsequenz richten dürfte.
Der Rechtsanwalt Joachim Steinhöfel greift Facebook an, unter Druck
von Behörden exzessiv Löschungen vorzunehmen. „Das Gros der Löscherei
läuft unter ‘Kampf gegen Rechts’“, erklärt er, die Finanzierung der
linksradikalen Amadeu-Antonio-Stiftung bezeichnet er als „veritablen
Skandal“.
Noch sprudeln Steuermillionen munter in ein weitgefächertes linkes
Netz. Und es gibt gewichtige publizistische Helfershelfer: Die sich gern
als Hüterin liberaler Freiheiten gerierende Hamburger Wochenzeitung Die Zeit
ist eng verbunden mit der Amadeu-Antonio-Stiftung und gemeinsame
Initiatorin der Hetzplattform „Netz gegen Nazis“, die mit ausgewiesenen
Linksextremisten kooperiert, um Politiker von CDU bis AfD in die braune
Ecke zu rücken.
Die nächsten Wahlen werden zeigen, ob der Versuch der Meinungslenkung
durch Überwachung und Gängelung nicht nach hinten losgeht. Die
Umfragewerte der Partei, der Bundesminister Heiko Maas angehört,
sprechen jedenfalls dafür. Dieter Stein
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