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Freitag, 26. August 2016

Zeit-Magazin

Manchen Publizisten kann man schwerlich Ärgeres antun, als sie zu zitieren. Im aktuellen Zeit-Magazin schreibt der Journalist Harald Martenstein, auf mein Actum diurnum vom 28. Juni erwidernd:

„Ich lese oft, die Partei AfD sei gegen die Zuwanderung von Muslimen eingestellt. Das ist Lügenpresse. Jeder Mensch kann morgen in die AfD eintreten und dort dafür eintreten, dass nur noch Muslime nach Deutschland einwandern dürfen, sie müssen aber außerdem schwarz und schwul sein. Alle anderen werden zurückgewiesen. Woher ich das weiß? Der Spindoctor von Frauke Petry, der ehemalige Focus-Redakteur Michael Klonovsky, hat es mir persönlich versprochen.

Andernorts schreibe ich eine persönliche Kolumne. Da hatte ich mir den Fall Gedeon vorgenommen. Wolfgang Gedeon ist ein AfD-Landtagsabgeordneter in Baden-Württemberg. Er hat mit viel Schmackes ein antisemitisches Buch geschrieben. Der Fraktionsvorsitzende Meuthen wollte ihn aus der Partei werfen, ist damit aber gescheitert. Die Fraktion spaltete sich. Für mich scheint dieser Vorfall zu belegen, dass in jener Partei der Antisemitismus über eine solide Massenbasis verfügt. (…)

Nun schrieb also Klonovsky, den man, wenn man links wäre, einen ‚AfD-Chefideologen‘ nennen würde, eine Entgegnung. Er schreibt erstens, dass ich die AfD nur aus Opportunismus kritisiere. Ich wolle nämlich nicht von den ‚Partyeinladungslisten der Guten‘ verschwinden. Zweitens liege Gedeon gar nicht so falsch mit seiner Warnung vor der jüdischen Weltherrschaft, denn unter der Herrschaft des Judentums drohe allen, die nicht die Thora anerkennen, die Todesstrafe. Dazu zitiert er einen Professor. Das müsse man aber nicht ernst nehmen, so hart werde es schon nicht kommen, obwohl dieses ‚Völkchen‘. das ’seit Olims Zeiten Geist und Geld besitzt’, von ‚Vergeltungsgelüsten durchsetzt‘ sei. Eine überzeugendere Distanzierung vom Antisemitismus hat man selten gelesen. Und die Deutschen essen seit Olims Zeiten immer nur Schweinebraten, stimmt’s? Trotzdem ist Klonovsky dafür, Gedeon aus der Partei zu werfen – aus Opportunismus womöglich? Nun aber kommt das Beste.

Zitat Klonovsky: 'Wir schließen Judenfeinde aus, aber wir tun dies nicht auf Knopfdruck und pawlowschen Reflex, wir sind und bleiben als Partei ein Schutzraum der freien Rede, die mit einer gewissen Notwendigkeit die dumme, bösartige Rede einschließt.‘ Da hat einer etwas nicht begriffen. Meinungsfreiheit ist ein Grundrecht, aber eine Partei, in der man jede Meinung äußern kann, hat die Welt noch nicht gesehen. Wenn Sie in der FDP die Wiedereinführung der DDR fordern, werden Sie ausgeschlossen, obwohl die Forderung erlaubt ist. Nur in der AfD, dem Führerbunker der Meinungsfreiheit, wird jede Meinung gern gesehen. Ich glaube, ich trete ein und fordere, dass alle schwarzen, schwulen Muslime der Welt auf Knopfdruck den deutschen Pass erhalten. Klonovsky habe ich auf meiner Seite."

Und hier zum Vergleich der Text, auf den er sich bezieht. Wer sich nach der Parallellektüre darauf versteigt, Herrn Martenstein einen Lump zu nennen, wird nur auf schwachen Widerstand meinerseits treffen.  MK am 25. 8. 2016

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