Während ich gestern amüsiert dem Sieg der Waliser über die Belgier televisionär hospitierte, ging wieder einmal der Extremismus der Mitte in mir auf und mit mir durch. War das nicht, frug ich mich nämlich,
der Triumph eines beinahe völkischen Kampfkollektivs von
Hymnenmitsingern und ethnisch bestürzend Unvermischten über eine
vorbildlich diversifizierte Mulkul-Nichtmannschaft aus
Hymnenverweigerern und äußerlich bzw. ästhetisch ca. zur Hälfte
individuell Verwahrlosten, die aber gerade dadurch vorbildhaft
kollektive Buntheit demonstrierten? Wie das schon so ähnlich beim Sieg
der Isländer über die Engländer der Fall war? Erleben wir nicht
überhaupt – ohne den Einfluss der Guardiola-Spielweise nun sogar auch
auf die Waliser zu verkennen, ihre großartige Raumaufteilung, ihre
verblüffend präzisen Passstaffetten und ihren für einen Fußballzwerg
geradezu unverschämt hohen Ballbesitz – eine neue Inbrunst des
nationalen Zusammenhalts und stammeshaften Kampfeswillens auf dem Rasen?
Ist das nicht entsetzlich?
Der TV-Kommentator glaubte gestern
übrigens wohl, er mache einen guten Witz, als er sagte, dass zwar 52
Prozent der Waliser für den Brexit vortiert hatten, die Fußballer sich
aber trotzdem entschlossen hätten, weiterhin an der Europameisterschaft
teilzunehmen.
Es verhält sich exakt umgekehrt: Wer weiterhin
verschiedene – und nicht diversifiziert gleichgemachte – europäische
Nationalmannschaften gegeneinander spielen sehen will, muss diesen
Eurokraten auf die Finger schlagen, deren verhetzteste Ideologen ja
längst zugeben, dass es der Europäer edelste und zugleich finale Mission
sei, sich mit Einwanderern von ethnisch-kulturell möglichst weit weit
weg so zu vermischen, dass eines Tages zumindest Länderspiele eigentlich
sinnlos würden. MK am 2. Juli 2016
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