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Samstag, 2. Juli 2016

Neue Inbrunst

Während ich gestern amüsiert dem Sieg der Waliser über die Belgier televisionär hospitierte, ging wieder einmal der Extremismus der Mitte in mir auf und mit mir durch. War das nicht, frug ich mich nämlich, der Triumph eines beinahe völkischen Kampfkollektivs von Hymnenmitsingern und ethnisch bestürzend Unvermischten über eine vorbildlich diversifizierte Mulkul-Nichtmannschaft aus Hymnenverweigerern und äußerlich bzw. ästhetisch ca. zur Hälfte individuell Verwahrlosten, die aber gerade dadurch vorbildhaft kollektive Buntheit demonstrierten? Wie das schon so ähnlich beim Sieg der Isländer über die Engländer der Fall war? Erleben wir nicht überhaupt – ohne den Einfluss der Guardiola-Spielweise nun sogar auch auf die Waliser zu verkennen, ihre großartige Raumaufteilung, ihre verblüffend präzisen Passstaffetten und ihren für einen Fußballzwerg geradezu unverschämt hohen Ballbesitz – eine neue Inbrunst des nationalen Zusammenhalts und stammeshaften Kampfeswillens auf dem Rasen? Ist das nicht entsetzlich?

Der TV-Kommentator glaubte gestern übrigens wohl, er mache einen guten Witz, als er sagte, dass zwar 52 Prozent der Waliser für den Brexit vortiert hatten, die Fußballer sich aber trotzdem entschlossen hätten, weiterhin an der Europameisterschaft teilzunehmen.

Es verhält sich exakt umgekehrt: Wer weiterhin verschiedene – und nicht diversifiziert gleichgemachte – europäische Nationalmannschaften gegeneinander spielen sehen will, muss diesen Eurokraten auf die Finger schlagen, deren verhetzteste Ideologen ja längst zugeben, dass es der Europäer edelste und zugleich finale Mission sei, sich mit Einwanderern von ethnisch-kulturell möglichst weit weit weg so zu vermischen, dass eines Tages zumindest Länderspiele eigentlich sinnlos würden.  MK am 2. Juli 2016

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