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Dienstag, 4. Februar 2020

Das deutsche Fernsehen


Wie der noch lange nicht oft genug zitierte Alexander Wendt vor kurzem feststellte, lautet ein neues "Narrativ" der Guten, Edlen und Grünen, dass die Existenz von Gesinnungskorridoren ein rechtes Märlein sei; jeder könne sagen, was er wolle, er müsse nur darauf gefasst sein, dass ihm widersprochen werde. In den geflügelten Worten unserer Semantik-Granate von Kanzlerin: "Man muss damit rechnen, Gegenwind und gepfefferte Gegenargumente zu bekommen. Meinungsfreiheit schließt Widerspruchsfreiheit ein. Ich ermuntere jeden, seine oder ihre Meinung zu sagen, Nachfragen muss man dann aber auch aushalten."
Wendt hält lakonisch dagegen: Welcher, sagen wir: "Umstrittene" oder "Rechtspopulist" hätte sich je über Widerspruch beklagt? Bislang nicht einer. Als aktuelles Beispiel mag die Servus TV-Gesprächsrunde "Talk im Hangar-7" zum Thema "Unbequeme Meinungen" gelten. Gewissermaßen als Basis-Kandidat stand Thilo Sarrazin fest; ihm zu widersprechen lud der Sender u.a. den Spiegel-Journalisten Hasnaim Kazim, die österreichische Grünen-Politikerin Berîvan Aslan sowie die taz-Journalistin Sibel Schick ein (die unlängst twitterte: "Denkt paar Minuten darüber nach, wie geil euer Leben wäre, wenn sich Deutsche tatsächlich nicht mehr trauen würden, offen ihre Meinung zu sagen").
Doch alle drei lehnten ab, mit Sarrazin zu diskutieren, das heißt, sie weigerten sich, dem Wunsch der Kanzlerin zu willfahren und den Häresiarchen mit gepfefferten Gegenargumenten einzudecken. Damit haben sie zweierlei bestätigt.
Zum einen, dass die Behauptung, Rechte verkauften Widerspruch als Einschränkung ihrer Meinungsfreiheit, bloß ein Narrativ der Linken oder Etablierten ist, die ihrerseits jeden Widerspruch von vornherein auszuschließen suchen.
Zum anderen, dass die drei geistigen Schmalhänschen und -gretlein immerhin schlau genug sind, zu wissen, wo ihre intellektuellen Grenzen liegen und die Gefahr einer Blamage coram publico zu groß wird. Mit Sarrazin zu diskutieren, schrieb ein Twitterer an Kazim, als der sich auch noch mit seiner Absage zu brüsten versuchte, sei ja ungefähr so, als wenn man mit einer künstlichen Intelligenz streite; er verstünde das Schwanzeinkneifen des Schreibtischmaulhelden also durchaus. Überdies kann man sich bei Servus TV nicht wie im deutschen Fernsehen sicher sein, neben der Mehrheit der Diskutanten auch noch den Moderator und das Publikum auf seiner Seite zu haben.           

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