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Samstag, 1. Februar 2020

Der ganz kurze Dienstweg

Nicht irgendeinen Verdienstorden, sondern die höchste in Frage kommende Stufe des Bundesverdienstkreuzes, das Großkreuz am Schulterband mit dem sechsspitzigen Bruststern, links, ist, was man sich für Draghi ausgedacht hat.
Draghi ist gewiss einer der fähigsten Männer Italiens.
Und er hat sich bestimmt Verdienste für Italien erworben.

Aber welche „besonderen Verdienste“ um die Bundesrepublik Deutschland und das „allgemeine Wohl“ hat Draghi sich erworben?

Dass die Ehrung so schnell und umstandslos auf den Weg gebracht werden konnte, dafür sorgte Heiko Maas. Weil Draghi Ausländer ist, mußte der Antrag beim Auswärtigen Amt eingereicht, von diesem geprüft und anschließend dem Bundespräsidenten unterbreitet werden. Ein kurzer Dienstweg, denn Maas musste nur seinen eigenen Antrag für gut befinden. Welche „Referenzpersonen“ der Außenminister angab, die seinen Vorschlag hätten unterstützen können, ist bislang nicht bekannt. Er hätte auf den Namen Merkel zurückgreifen können, nachdem diese anläßlich der Abschiedsfeier im Frankfurter EZB-Tower Ende Oktober den „lieben Mario“ überschwenglich gelobt und geduzt hatte.

Hoch angerechnet wird Draghi, daß er am 26. Juli 2012 auf einer Investmentkonferenz in London im Alleingang den Maastrichter Vertrag beiseite wischte und versprach, „alles zu tun, was nötig ist, um den Euro zu erhalten“. Er druckte Geld aus dem Nichts, er nahm Staatsschulden in die EZB-Bilanz, er schaffte dann auch noch die Zinsen ab – nicht zuletzt auf deutsche Kosten.
Er hat sich um die Europäische Währungsunion verdient gemacht, von der Helmut Kohl am 12. Dezember 1989 gegenüber US-Außenminister James Baker sagte, sie gehe „gegen deutsche Interessen“.

Was Ex-Bundesbankpräsident Helmut Schlesinger von diesem „Antibundesbanker“ (Die Zeit) hält, hat er in einem Interview mit der Welt am Sonntag vom 11. März 2012 zu Protokoll gegeben. Schlesinger war es übrigens, der schon 2010 auf die mysteriösen Target-Salden stieß und Hans-Werner Sinn darauf aufmerksam machte, der dann nach eigenen Recherchen den Skandal an die Öffentlichkeit brachte. Peanuts sind das nicht, immerhin machen diese Auslandsforderungen der Bundesbank (aktueller Stand: 838,8 Milliarden Euro) einen Großteil des deutschen Netto-Auslandsvermögens aus, und sie sind im Gegensatz zu werthaltigen Devisenreserven zinslos und können nicht fällig gestellt werden. Ob damit den Interessen der Bundesrepublik und dem Gemeinwohl gedient ist, entzieht sich vermutlich der Kenntnis von Herrn Steinmeier.  (ausführlicher hier)

Von den (von Claudia Roth so genannten) Altparteien wagte wenigstens Michael Theurer auszusprechen, Draghi verdiene die Auszeichnung nicht.

Aber jeder gute Deutsche hat einen Zettel an der Stirn und trägt ein Schild auf dem Rücken. Auf dem Zettel steht mit zwei Ausrufzeichen: "Verarsch mich!!" und auf dem Schild: "Bitte tritt mir in den Arsch."

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