STOCKHOLM.
Die schwedische Arbeitsministerin Ylva Johansson hat dazu aufgerufen,
Asylsuchende vermehrt außer Landes zu schaffen. Es gebe ein ernsthaftes
Risiko, daß immer mehr Menschen in der Schattenwirtschaft arbeiteten.
„Gerade deshalb ist es sehr wichtig, unsere Bemühungen zu verstärken,
die Migranten, die hier nicht bleiben können, nach Hause zu schicken,
vorzugsweise gutwillig, aber wenn notwendig auch mit Gewalt“, betonte
die Sozialdemokratin.
Hintergrund ist die rasante Zunahme an Schwarzarbeit in dem
skandinavischen Land. Arbeiter ohne Dokumente kosteten den Staat im
vergangenen Jahr 66 Milliarden Schwedische Kronen (etwa 7 Milliarden
Euro), was rund vier Prozent der öffentlichen Steuereinnahmen ausmachte,
berichtete die Nachrichtenagentur Reuters.
Laut Schwedischer Migrationsagentur tauchten jedes Jahr bis zu 10.000
in den Untergrund, um nicht abgeschoben zu werden. Rund 30.000 bis
50.000 Einwanderer ohne Papiere arbeiteten derzeit vor allem in der
Bauindustrie, im Verkehr oder der Gastronomie.
„Ich sehe eine Gefahr, falls wir keine ordentliche Lösung finden, die
Realität klopft an die Tür“, warnte der Chef des schwedischen Rates für
Arbeitspolitik, Lars Calmfors. Ökonomen und Mitte-Rechts-Parteien
forderten die rot-grüne Regierung dazu auf, die Einstiegsgehälter für
Einwanderer zu senken und sie so in den legalen Arbeitsmarkt zu
integrieren.
Doch Gewerkschaften und linke Politiker betonten immer wieder, die
Lösung des Problems sei Bildung, berichtete die Nachrichtenagentur.
Schweden zähle derzeit rund 350.000 Arbeitslose. Aber die Wirtschaft
wachse, etwa 100.000 Arbeitsplätze seien nicht besetzt, weil Bewerber
die richtigen Qualifikationen fehlten.
Schweden hatte im vergangenen Jahr mit 163.000 Asylsuchenden gemessen
an seiner Einwohnerzahl am meisten Einwanderer in der EU aufgenommen.
Hinzu kamen mehrere Tausend Arbeitsmigranten aus osteuropäischen
Ländern. Schwedische Experten warnten mit Blick auf die Asylkrise, es
könnte eine ganze Unterklasse entstehen, die sich am Rande der
Gesellschaft befände und kein Recht auf Renten, Mutterschaftsurlaub oder
andere Vorzüge habe.
Mitte Juni hatte das schwedische Parlament eine Verschärfung des Asylrechts beschlossen.
Für die nächsten drei Jahre sollen die Behörden in der Regel befristete
Aufenthaltsgenehmigungen erteilen. Zudem soll das Recht auf
Familiennachzug begrenzt werden, berichtete die Nachrichtenagentur dpa.
„Es schmerzt mich zu sagen, daß Schweden es nicht mehr schafft, im
gleichen Takt Flüchtlinge aufzunehmen“, begründete der
sozialdemokratische Premier Stefan Löfven die Maßnahme. Der bislang
großzügige Angehörigennachzug soll demnach zeitlich begrenzt und an
Bedingungen der finanziellen Selbstversorgung geknüpft sein.
Zudem werde der Kreis der nachzugsberechtigten Angehörigen auf die
Kernfamilie beschränkt. Personen, die unter Asylschutz fallen, dürfen 13
Monate bleiben. Das neue Gesetz gilt allerdings nicht für Asylsuchende,
die unter die zugelassenen Quoten des Flüchtlingshilfswerk der
Verneinten Nationen fallen. JF
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