Heute am 8. August sind angeblich die gesamten nachhaltig nutzbaren Ressourcen der Erde für dieses Jahr verbraucht.
Das verkünden heute vor dem Brandenburger Tor in Berlin die
Organisationen INKOTA, Germanwatch, BUNDjugend, FairBindung, KATE,
PowerShift, Naturschutzjugend (NAJU) und GRÜNE JUGEND. 1,6 Erden
bräuchte die Weltbevölkerung derzeit, um den weltweiten Bedarf an
Rohstoffen, Ackerland, Wasser und Wäldern nachhaltig zu decken. „Würden
alle Länder weltweit so wirtschaften wie Deutschland, wären sogar 3,1
Erden notwendig“, sagt Julia Otten von der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch.
Das sind die gleichen Leute, die uns seit über 40 Jahren erzählen,
Rohstoffe wie Nickel, Kupfer oder Erdöl gingen morgen unerbittlich zu
Ende - doch die Welt erlebt im Moment beispielsweise mal wieder eine
Ölschwemme, verbunden mit einem heftigen Preisverfall. Es ist immer der
gleiche Irrtum: Rohstoffe gehen nicht zu Ende, sondern sie werden durch
andere Rohstoffe oder neue Ideen ersetzt. Europas Wälder waren schon
viel weiter abgeholzt als heute - dann kam die Dampfmaschine und die
Kohle, die den Rohstoff Holz ersetzten. Und so weiter und so fort.
Mit Verlaub: Der heutige „Earth Overshoot Day“ ist Quatsch. Und zwar
uralter Quatsch. Aber schauen Sie zur Sicherheit mal aus dem Fenster und
prüfen, ob die Erde noch da ist oder schon weggefrühstückt. Wenn sie in
ein großes schwarzes Loch blicken, dann hab ich nichts gesagt. Wenn die
Aussicht die gleiche wie immer ist, dann stimmt etwas mit der Rechnung
nicht. Es ist genauer gesagt auch überhaupt keine Rechnung, sondern eine
Weltanschauung, die den Mensch nicht als Problemlöser, sondern stets
nur als Problemverursacher kennt.
So kursiert in umweltbewegten Kreisen folgender "Öko-Witz“: „Treffen
sich zwei Planeten im Weltall. Sagt der eine: ‚Du siehst aber schlecht
aus. Fehlt dir was?' Sagt der Zweite: ‚Ach mir geht’s gar nicht gut. Ich
habe homo sapiens.' Tröstet ihn der andere: ‚Mach dir keine
Sorgen, das geht schnell vorbei‘.“ Es macht denen, die darüber lachen
können, offenbar Spaß, den Menschen zu verachten und ihm das Ende zu
wünschen.
Solche Aussagen haben eine Tradition. Alexander King, einer der
Gründer des „Club of Rome“ und Initiator der Studie „Die Grenzen des
Wachstums", meinte einst zum Thema der Malariabekämpfung: „Mein
Problem ist, dass es die Überbevölkerung verstärkt.“ Der Biologe Paul
R. Ehrlich veröffentlichte 1968 sein berühmtes Buch mit dem Titel „The
Population Bomb“ („Die Bevölkerungsbombe“), dessen Geist heute noch
weht. Das Titelbild zeigt eine Bombe mit Zündschnur kurz vor der
Explosion. Ehrlich beklagte darin die rasante Zunahme der Kinderzahl und
sagte voraus, dass die Hälfte der Menschheit verhungern würde.
Ehrlich stellt das Bevölkerungswachstum als eine unmittelbar
bevorstehende Katastrophe dar. Er verlangte, die Familienplanung als
erfolglose, individualistische Form der Geburtenkontrolle durch eine
übergreifende Bevölkerungskontrolle abzulösen. So sollte sich die Zahl
der Menschen nach einem kontrollierten Massensterben „die-back“ (!!!)
bei etwa zwei Milliarden einpendeln. „Nötigung? Vielleicht, aber zum
Wohle der Genötigten“, rechtfertigte Ehrlich seine Vorschläge,
schließlich gehe es um das schiere "Überleben“ der Menschheit auf einem
begrenzten Globus.
Wer nun glaubt, dass solche totalitären Zukunftsfantasien heutzutage
zu einem gesellschaftlichen und medialen Aufschrei führen würden,
täuscht sich. Unter einem anderen Etikett feiert Paul R. Ehrlich
Auferstehung. Das mag ein Aufsatz verdeutlichen, den die
Wissenschaftszeitschrift „Climatic Change“ veröffentlichte. Jedes Baby,
so die Forscher, werde Treibhausgase produzieren und damit zum
Klimawandel und in der Folge zur Schädigung der Gesellschaft beitragen.
Für Industrieländer taxieren sie die Kosten eines kleinen
Klima-Schädlings auf 28.200 Dollar, in einem Entwicklungsland auf 4.400
Dollar.
Galt es in den Siebzigerjahren des vorigen Jahrhunderts als
ausgemacht, dass die Welt so viele Menschen niemals ernähren könne, so
wird heute mit der gleichen Überzeugung argumentiert, die große Zahl der
Menschen und ihr Ressourcenverbrauch würden das Klima ruinieren und den
Planeten unbewohnbar machen.
Zum Glück sind die aufstrebenden asiatischen Länder längst
selbstbewusst genug, um sich nicht mehr verrückt machen zu lassen. Statt
in Hunger und Depression zu verfallen, entschlossen sich die
bitterarmen asiatischen Länder in den Siebzigerjahren, ihr Schicksal
selbst in die Hand zu nehmen. Sie legten eine beispiellose
Erfolgsgeschichte hin. Indien zählt heute über eine Milliarde Menschen
und kann sie auch ernähren, China ebenfalls. Seit den Siebzigerjahren
haben diese Länder keine großen Hungersnöte mehr heimgesucht, weil die
landwirtschaftliche Produktivität viel schneller wuchs als die
Bevölkerung.
Eine große Rolle spielt in diesem Zusammenhang der Bildungshunger der
Menschen in Asien (und nicht nur dort). „80 Prozent der Menschen auf
der Welt können lesen und schreiben“, sagt der der Stockholmer Mediziner
und Professor für internationale Gesundheit, Hans Rosling.
„In Europa glauben die Leute laut Umfragen aber, dass 60 Prozent der
Menschen Analphabeten sind. " Vier Milliarden Menschen seien somit sehr
viel weiter, als man sich das hierzulande vorstelle: „Viele Europäer
haben einfach eine falsche Vorstellung, was im Rest der Welt vor sich
geht. Sie sind schlicht ignorant.“.
Seit Jahrhunderten beschäftigt die Wissenschaft sich mit der Frage:
Wieviel Menschen kann der Planet Erde ernähren? Und bei der Antwort
spielt bis heute der britische Geistliche und Ökonom Thomas Malthus eine
große Rolle. Viele umweltbewegte und wohlmeinende Menschen
argumentieren in seinem Sinne - ohne Malthus überhaupt zu kennen,
geschweige denn, sich mit seinem problematischen Wirken beschäftigt zu
haben. Was als fürsorglicher Vorschlag zum Umgang mit dem Planeten daher
kommt, entpuppt sich bei näherer Analyse als brachialer
Anti-Humanismus.
Zu seiner Zeit im 18. Jahrhundert sah Thomas Malthus sich von Armut
und Hunger umgeben. Die Zahl der Slums um die großen Städte wie London
und Manchester nahm erschreckend zu, die Angehörigen der Unterschicht
stellten bis zu 70 Prozent der Stadtbewohner, über ein Drittel der
Engländer waren unterernährt, die Verzweiflung produzierte
Hungeraufstände. Malthus suchte nach den Ursachen und formulierte seine
Gedanken 1798 in seinem „Essay on the Principle Population“( „Das
Bevölkerungsgesetz“).
Seine Kernthese lautete, dass Bevölkerungszahl und
Nahrungsmittelproduktion sich naturgesetzlich auseinander bewegen.
Während sich die Ernte allenfalls linear steigern lasse, vergrößere sich
die Bevölkerungszahl exponentiell. Deshalb müssten viele Menschen an
Hunger sterben, wenn es nicht gelinge, die Geburtenrate signifikant zu
senken. In einem ewigen Wechsel fordere die Natur ihren Tribut, die
verarmten und geschwächten Menschen würden durch Hungersnöte und Seuchen
dahingerafft, bis sich schließlich ein Zustand einstelle, an dem die
Nahrungsmittel für die Überlebenden wieder ausreichten.
Doch durch die
industrielle Revolution verbesserte sich der Lebensstandard der
Unterschichten nachhaltig – Malthus wurde komplett widerlegt. Beim
ersten amerikanischen Zensus im Jahre 1790 lag die Zahl der Einwohner
gerade mal bei 3,9 Millionen Menschen, heute leben dort 320 Millionen,
und der Hunger ist genau wie in England, Frankreich oder Deutschland
besiegt.
Auch im Weltmaßstab kann keine Rede davon sein, dass das
Bevölkerungsgesetz von Thomas Thomas Malthus anwendbar ist. Zur Zeit der
Geburt von Malthus lebten auf dem Planeten etwa 750 Millionen Menschen,
heute sind es beinahe zehn Mal so viel. Und deren Lebenserwartung hat
sich verdoppelt. In der Tat sind noch über 842 Millionen Menschen
unterernährt, worunter man allerdings eher einen Mangel an Vitaminen und
Mineralstoffen versteht, als ein Defizit an Kalorien. Und auch das
liegt nicht an der generellen Verfügbarkeit solcher Nahrung, sondern an
ihrer Verteilung.
Die Welt sieht heute folgendermaßen aus: Eine Milliarde Menschen
leben in den wohlhabenden Industrieländern. Etwa zwei Milliarden
Menschen in Afrika und den ländlichen Regionen Asiens leben in armen
Verhältnissen. Die Kluft zwischen arm und reich füllen vier Milliarden
Menschen in den Schwellenländern, also die Mehrheit der Weltbevölkerung.
1990 haben knapp 50 Prozent aller Menschen in bitterer Armut gelebt,
heute sind es 22 Prozent. Selbst in Afrika ist der Anteil armer Menschen
auf etwas weniger als 50 Prozent zurückgegangen.
Das Problem ist jedenfalls nicht die hohe Bevölkerungszahl, weder
hinsichtlich der Welternährung noch hinsichtlich der Umweltsituation.
Und dies gilt auch für das bis heute in der wirtschaftlichen Entwicklung
zurück liegende Afrika. Die Populationsdichte von Afrika entspricht in
etwa der USA, Deutschland ist siebenmal dichter besiedelt. Eine
Verminderung der Menschenzahl schafft keinen Wohlstand. Doch Wohlstand
ist überhaupt erst die Voraussetzung für das Entstehen eines
Umweltbewusstseins. Wer um das Überleben kämpft, kann und wird auf die
Natur keine Rücksicht nehmen.
Menschen entkommen der Armut, sobald sie die Möglichkeiten haben,
Wissen zu erwerben und über den Tag hinaus zu wirtschaften.
Misanthropen
stellen diese Einsicht auf den Kopf, wenn sie den Fortschritt zum Teil
des Problems erklären. So wird Technikfeindlichkeit zur
Menschenfeindlichkeit. Der bereits erwähnte schwedische Mediziner Hans
Rosling vergleicht die Haltung gutmeinender Eliten mit der des
Abenteurers aus der Comic-Reihe „Tim und Struppi“. „Der Abenteurer Tim
ist für mich das Symbol eines netten Menschen, der im reichen, klugen
Teil der Welt lebt, von wo er regelmäßig in als skurril unterentwickelt
gezeichnete Länder aufbricht, um dort die Angelegenheiten zu regeln“,
meint Rosling. „Tim steht für eine starre, etwas herablassende und
Fortschritte ignorierende Geisteshaltung, die für Europa typisch ist.“
Wer sich für soziale Gerechtigkeit einsetzt und möchte, dass arme
Menschen eine Chance haben, ihrem Elend zu entkommen, der sollte sich
entschieden gegen dieses Malthussche Denken wehren. Es hat der Welt
nicht Gutes gebracht, sondern potentielle Probleme in echte Katastrophen
verwandelt. Über zwei Jahrhunderte diente es dazu, Ausbeutung, Tyrannei
und Völkermorde zu rechtfertigen.
Deshalb ist es wichtig zu erkennen, wenn diese alte Ideologie in
neuer ökologischer Verkleidung wieder auflebt. Paul R. Ehrlich mit
seiner „Bevölkerungsbombe“ zählten in den Sechzigerjahren zu den geistigen
Nachfolgern, der „Club of Rome“ mit seinen „Grenzen des Wachstums“ in
den Siebzigerjahren. Aktuell wird der alte Wein in neuen Schläuchen
beispielsweise von Harald Welzer und seiner Stiftung „Futurzwei“
offeriert. Welzer lehnt mehr Effizienz, mehr ausgeklügelte Technik und
mehr Wohlstand ab: „Es geht nicht um Erhöhung von Effizienz,
sondern um Reduktion von Effizienz. Ganz schlicht und
ergreifend...Solange ich das Kulturmodell beibehalte, nutzen mir die
ganzen Innovationen gar nichts, sie tragen zum Beibehalten dieses
falschen Prinzips bei.“
Weite Kreise der Wirtschaftselite haben das Widersprechen gegen
solche regressiven Sprüche inzwischen verlernt und assimilieren sich
lieber - teilweise mit Originalton Malthus: „Die Ressourcen der Erde
sind endlich. Doch wir verbrauchen Rohstoffe schneller, als sie
nachwachsen oder erneuert werden können“, gibt Kathrin Menges,
Personalvorstand und Vorsitzende des „Sustainability Council“ des
Chemiekonzerns Henkel, in einem Kommentar im „Handelsblatt“ zum besten,
„wir belasten Klima, Luft, Meere und andere natürliche Systeme bis an
ihre Grenzen – und darüber hinaus. Gleichzeitig nimmt die Bevölkerung in
den Schwellenländern zu.“
Der Mensch wird in dieser Denktradition vor allem als Zerstörer und
Verbraucher wahrgenommen, nicht aber als kreativer Problemlöser.
Das
gegenwärtige Standardargument der Malthusianer heißt: „Wenn alle
Chinesen oder Inder so leben wollten wie wir, dann bräuchten wir zwei
Planeten. " Wegen ihres Wirtschaftswachstums und des Ressourcenbedarfs
würden unsere asiatischen Mitmenschen den Planeten zerstören.
Richtig ist daran: Ja, China und Indien haben gewaltige
Umweltprobleme, viele der weltweit schmutzigsten Städte liegen in
diesen beiden Ländern. Zwei Drittel der 350 größten Städte Chinas können
nicht einmal die lokalen Grenzwerte einhalten. Die Luft ist um den
Faktor 10 bis 50 schlechter als an den extremsten Smog-Tagen in Los
Angeles. Ähnliches gilt für die Wasserqualität. Nach Schätzungen der
Weltbank entstehen durch Umweltkrankheiten Kosten in Höhe von zwei bis
drei Prozent des chinesischen Bruttosozialproduktes. In puncto
Umweltschutz ist das Land auf dem Stand von Deutschland im Jahr 1950.
China macht Ähnliches durch wie Europa und Nordamerika viele Jahrzehnte
zuvor.
Eine stürmische Industrialisierung verschlechterte auch hierzulande
in ihrer Anfangsphase viele Umwelt-Indikatoren. Soweit die historische
Erfahrung Teil eins.
Doch es gibt auch einen Teil zwei. Den
veranschaulichen Wissenschaftler mit der so genannten
„Umwelt-Kuznets-Kurve“. Diese verläuft wie ein auf dem Kopf stehendes U.
Nachdem die Umweltverschmutzung zunächst mit wachsendem Wohlstand
rapide ansteigt, erreicht sie schließlich ihren Höhepunkt und fällt dann
wegen eingeleiteter Umweltschutz-Maßnahmen genauso rapide wieder ab -
trotz weiter steigendem Wohlstand. Eine solche Kurve haben alle heutigen
Industrienationen durchlaufen. Mit einem Unterschied: Je später ein
Land in die Industrialisierung eintritt, desto schneller scheint der
Höhepunkt der Verschmutzung überschritten zu sein. Wofür London noch 100
Jahre brauchte, könnte es Shanghai schon in 25 Jahren schaffen. Asiatische
Städte wie Tokio, Seoul oder Singapur haben das bereits vorgemacht.
Nachdem die Bevölkerung der früher so genannten „Dritten Welt“ das
Denken zunehmend selbst übernimmt, haben die Malthusianer eine neue
Klientel für ihre Bemühungen entdeckt. Die „künftigen Generationen“
haben Sonntagsreden und Parteiprogramme im Sturm erobert, keine Gruppe erfreut
sich so ungeteilter Fürsorge. Es gibt in unserem Land eigentlich nichts
mehr, was nicht aus Sorge um sie geschieht. Aus der Atomkraft
aussteigen? Selbstverständlich aus Verantwortung für die nachfolgenden
Generationen! In die Atomkraft wieder einsteigen? Dito! Egal ob
Energiepolitik oder Rentenreform, Studien- oder Müllgebühren - all dies
geschieht ausschließlich im Interesse künftiger Menschen. Sämtliche
Argumente sind somit als vollkommen selbstlos zu betrachten.
Ursprünglich hatten sich die Ökologiebewegung und die Grünen das
Exklusivrecht auf den Begriff gesichert. Genau wie Tiere und Bäume haben
auch „künftige Generationen“ den Vorteil, dass sie nicht widersprechen
können. Inzwischen haben das auch alle anderen Parteien und
Interessengruppen gemerkt, die auf der Suche nach einer pflegeleichten
neuen Klientel sind, mit deren Hilfe sie ihre alten Interessen
durchsetzen können.
Andererseits ist es richtig, dass auch Menschen in armen Ländern
unserer Hilfe bedürfen. Aber selbst dabei verschiebt sich die
Aufmerksamkeit weg von den konkreten Problemen der lebenden Menschen hin
zu denen künftiger Generationen. Viele Menschen in Afrika und Asien
leiden unter unsäglichen hygienischen Verhältnissen, verschmutztem
Wasser, verschmutzter Luft oder Malaria. Hierin liegen die häufigsten
Todesursachen für Kinder. Ihnen könnte heute geholfen werden. Die
Öffentlichkeit hierzulande sorgt sich indes am meisten um die Afrikaner
als mögliche Klimaopfer in 100 Jahren. Die simpelste aller Regeln
scheint in Vergessenheit zu geraten. Sie heißt: Wer morgen überleben
will, muss erst einmal heute überleben.
Derzeit kursierende Tipps zur Weltrettung lassen genau dies außer
Acht. Keine Fernflüge mehr! Keine billigen Konsumgegenstände aus Asien!
Keine exotischen Früchte! Wenn die Reichen von heute darauf zugunsten
künftiger Generationen verzichten, so werden die Armen von heute noch
ärmer, weil sie uns noch nicht einmal mehr ihre Rohstoffe,
landwirtschaftlichen Produkte, Naturschönheiten oder billige
Arbeitskraft verkaufen können. Ist es wirklich ein Zeichen höherer
Moral, das Elend lebender Generationen in Kauf zu nehmen, um künftige
Generationen zu schützen?
Denn beinahe überall, wo es den Menschen besser geht, sinken die
Geburtenzahlen. Das katholische Brasilien hat heute beispielsweise eine
geringere Geburtenrate als Schweden. „Siehe zu, dass die Babys überleben
und zur Schule gehen können“, sagt Hans Rosling. „Räume Frauen gleiche
Rechte ein, entwickle Märkte und Institutionen.“
Eine große Entdeckung
der Entwicklungspolitik ließe sich so zusammenfassen: „Kümmere dich um
die Leute, die Bevölkerung reguliert sich dann selbst.“
Vollends paradox wird es, wenn man sich in Deutschland die Zahl der
Geburten anschaut: Aktuell plagt uns wohl eher das Ausbleiben künftiger
Generationen, was zu dem Umstand führt, dass man sich um diese weniger
Sorgen zu machen braucht, als um die Rentenbezüge der gegenwärtigen
Generation. Oder haben wir aus Sorge um künftige Generationen
beschlossen, sie nicht mehr in die Welt zu setzen?
Zum Schluss möchte ich den schönsten Anti-Malthus-Song zitieren:
I hear babies cry,
I watch them grow
They’ll learn much more,
Than I’ll ever know
And I think to myself
What a wonderful world
Louis Armstrong Dirk Maxeiner
Heute vor 86 Jahren wurde Leo Chiosso geboren!
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