„Israel führt „Terrorismusgesetz“ für Zwölfjährige ein„ so ein Titel auf der Website
des Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) am 4. August 2016. Darunter
hiess es als Kurzerklärung: „In Israel sollen zwölfjährige Kinder ins
Gefängnis kommen, wenn sie «Terror» begehen. Das israelische Parlament
hat ein entsprechendes Gesetz beschlossen. Davon betroffen sind
Palästinenserkinder.”
In diesem Zusammenhang führte SRF auch ein Gespräch
mit Avi Primor, dem ehemaligen Botschafter Israels in Deutschland, der
die Gesetzesvorlage als “populistisch” bezeichnet.
Israel hat allerdings
kein „Terrorismusgesetz“ für 12-Jährige eingeführt, wie es bei SRF
fälschlicherweise im Titel steht. Vielmehr wurde das Alter für
Strafmündigkeit von 14 auf 12 Jahre heruntergesetzt.
Anlass für die Gesetzesvorlage vom November 2015 war die Beteiligung eines 13-Jährigen
an einem Anschlag, wobei er einen Gleichaltrigen niederstach, der
zufällig vor Ort war. Diese Tat wird in Europa zum grossen Teil als
„legitimer Widerstand gegen die Besatzung“ betrachtet, gleichgültig wie
jung oder alt die Täter sind. Für Israelis jedoch ist das ein
„Terroranschlag“, der sich in eine ganze Serie ähnlicher Attacken
älterer Täter einreiht, die dem Jugendlichen als Vorbild gedient haben.
Der Terrorist, welcher Dafna Meir, Mutter von sechs Kindern, ermordete, war 15 Jahre alt.
Die neue Gesetzesvorlage sieht vor, dass ein jugendlicher Täter bis
zum Alter von vierzehn in einer geschlossenen Jugendanstalt festgehalten
und erst dann in eine Jugendstrafanstalt überführt wird. Grundsätzlich
gilt, dass Jugendliche separat untergebracht werden sollten und nicht
zusammen mit älteren verurteilten Verbrechern.
Fragwürdig im Artikel des SFR ist ausserdem die Tatsache, dass das
Wort „Terror“ im Untertitel in Anführungszeichen gesetzt worden ist –
als ob diese Bezeichnung eine subjektive und von Israel gewählte wäre –
vom Schweizer Radio und Fernsehen aber in Frage gestellt wird. In Deutschland
redet man von einem „Amoklauf“, wenn ein „schnellradikalisierter“ Täter
mit Axt und Messern einen Massenmord an Touristen aus Hongkong in einem
Regionalzug versucht und dabei auch noch „Allah uakbar“ ruft. Es ist
nicht einmal ein „Terrorakt“, wenn sich ein angreifender Jugendlicher
mit einem Messer in der Hand zum IS bekennt. In Israel gibt es solche
feinen Wortspiele nicht.
Im Folgenden beruft sich das SFR allein auf ein Gespräch mit Avi
Primor. Entsprechend seiner wohlbekannten regierungskritischen Ansichten
bezeichnet er das Gesetz als „Rache“, durchgesetzt von „extremistischen
Gruppierungen im Parlament“. Dabei übersieht er, dass die Vorlage von
der Justizministerin stammt. Zu behaupten, dass die Regierung dagegen
sei, klingt da eher kurios. Und wenn eine Mehrheit dafür gestimmt hat,
entmündigt Primor die Abgeordneten, wenn er sie als „extremistische
Gruppierungen“ bezeichnet.
Es ist das gute Recht einer öffentlich-rechtlichen Medienanstalt,
jeden vermeintlich kompetenten „Experten“ zu interviewen. Dennoch reicht
es nicht aus, Avi Primor lediglich als ehemaligen Botschafter in
Deutschland vorzustellen. Primor ist kein unbeschriebenes Blatt. Er
hatte 1999 als Botschafter in den Wahlkampf in Israel eingegriffen,
indem er die damals zur Regierungskoalition gehörende Schass-Partei als
„undemokratisch“ bezeichnet hatte. Damit schadete er seinem
Arbeitgeber, dem damaligen Ministerpräsidenten Ariel Scharon. Ein
Botschafter darf sich grundsätzlich nicht politisch äussern. Scharon
liess Primor zurückrufen und aus dem Amt entfernen. Seitdem betätigt
sich Primor als offener Kritiker der israelischen Regierung und ihrer
Politik.
Als „Privatperson“ darf er das natürlich, zumal er als ehemaliger
Botschafter damit gutes Geld verdient. Das sei ihm gegönnt. Aber seine
Aussagen haben das gleiche Gewicht, wie die Meinung des Schuhputzers auf
der Strasse, der vielleicht eher zur Mehrheit jener Israelis zählt, die
ihre Stimme der jetzigen Regierung gegeben haben.
Auffallend ist im SRF Bericht, dass mit Hilfe von Primors Aussagen
die Linien zwischen Opfer und Täter gänzlich verwischt werden:
Palästinensische Kinder werden von Palästinensern missbraucht, indem sie
von ihrer Gesellschaft zum Morden an Juden aufgehetzt werden und dann
dafür glorifiziert werden. Diese palästinensischen Kinder greifen
unschuldige Menschen – Frauen, Kinder und Männer – zum Teil tödlich an,
und zerstören dabei das Leben aller Beteiligten. Und doch stellt das SRF
die israelische Gesetzgebung als Missetäter in den Mittelpunkt – und
dies noch unprofessionell inkorrekt. Als ob es nicht wichtig genug
gewesen wäre, den genauen Charakter des Gesetzes vor der Publikation zu
recherchieren.
Primors Behauptungen, dass das Gesetz reine „Rache“ sei und keinerlei
„Abschreckungswirkung“ habe, sind nicht nur reine Polemik, die man in
Europa gerne hört. Sie unterschlagen ausserdem die Position Israels, in
der es kein Patentrezept gegen den Terror gibt, welchen die
Autonomiebehörde schürt und verherrlicht, während die Israelis zum
grossen Teil mit Erfolg nach Abschreckungsmassnahmen suchen. Es wird in
den Medien nämlich nicht darüber berichtet, dass täglich Dutzende von
Anschlagsversuchen von den Israelis erfolgreich vereitelt werden und
wurden.
Im Interview beruft sich Primor im gleichen Sinne auf
Menschenrechtsorganisationen, die klagen, dass 400 palästinensische
Kinder im Gefängnis sitzen. Mit keinem Wort geht er jedoch auf den Grund
dafür ein oder berücksichtigt die Opfer, wenn palästinensische Kinder
Steine auf Autos werfen und in einigen Fällen Israelis damit getötet
haben oder schwere Unfälle mit Toten und schwer Verletzten als Folge
verursacht haben. Aus der Sicht Primors – und des SRF – mag das alles
„Kinderspiel“ sein, solange er selber oder seine Angehörigen nicht
betroffen sind. Ulrich W. Sahm
A propos:
Wenn deutsche Mädchen aus eigenem Antrieb von einer Brücke Steine auf fahrende Autos werfen, sieht man es als Soziopathie an. Auch und besonders wenn dabei nur nachgeahmt wird, was zuvor von anderen vorexerziert wurde.
Wenn palästinensische Jugendliche von Experten der psychologischen Kriegsführung gezielt dazu indoktriniert werden und systematisch und methodisch dabei vorgehen, wird es Intifada genannt.
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